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GenderMedizin: Die Gicht - häufigste Form der Gelenkentzündung (Gichtarthritis)

Medizin am Abend Berlin Fazit: DGRh veröffentlicht Leitlinie zur Gicht

Die Gicht ist die häufigste Form der Gelenkentzündung in Deutschland. 

Rund 1-2 % der Bevölkerung oder 950.000 Menschen in Deutschland leiden daran; Männer häufiger als Frauen, ältere häufiger als junge Menschen. Untersuchungen zufolge erfolgt die Versorgung der Betroffenen häufig nicht konsequent genug, um Schäden an Gelenken und inneren Organen zu vermeiden. 

Die von der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) nun vorgelegte S2e-Leitlinie „Gichtarthritis (fachärztlich)“ soll dazu beitragen, diese Versorgungslücken zu schließen. 

 Medizin am Abend Berlin Fachlink: Gicht


 Dr. Uta Kiltz
 Dr. Uta Kiltz Rheumazentrum Ruhrgebiet
 
Der akute Gichtanfall wird durch im Gelenk abgelagerte Harnsäurekristalle verursacht, auf die das Immunsystem mit einer Entzündung reagiert, so Dr. Uta Kiltz vom Rheumazentrum Ruhrgebiet, die die Leitlinie für die DGRh koordiniert hat.

  • Die Gicht ist grundsätzlich als Systemerkrankung zu betrachten, da sich die Harnsäurekristalle nicht nur in den Gelenken, sondern auch in inneren Organen (z. B. Nieren) ablagern können.

  • Ursache für eine Gicht ist meistens ein erhöhter Harnsäurespiegel im Blutserum, welche durch unzureichende Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren bei erhöhter Purinzufuhr über die Nahrung bedingt sind. 

  • Seltener ist eine endogene Überproduktion von Harnsäure die Ursache. 

  • Harnsäure ist das Endprodukt des menschlichen Purinstoffwechsels. Purine werden über die Nahrung vor allem mit Alkohol und gesüßten Softgetränken, Fleisch und Meeresfrüchten aufgenommen.

  • Die Gicht ist gut mit Medikamenten und entsprechender Diät zu behandeln und heilbar, wenn eine ausreichende Harnsäuresenkung gelingt. 

  • Die konsequente dauerhafte Harnsäuresenkung ist dabei unabdingbar, um weitere Gichtanfälle und somit strukturelle Schäden zu verhindern.

In Deutschland existieren bisher keine einheitlichen Leitlinien für die Gichtarthritis. 

Da die Erkrankung jedoch prinzipiell gut therapeutisch beeinflussbar ist, hält die DGRh eine evidenzbasierte Versorgung für sehr wünschenswert.

Die Leitlinie richtet sich an Ärzte sowie Angehörige nichtärztlicher Berufsgruppen, die an der Versorgung von Gichtpatienten beteiligt sind.

Die Leitlinie kann darüber hinaus zur Orientierung für an Gicht erkrankte Patienten und deren Angehörigen dienen.

Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) ist mit mehr als 1.500 Mitgliedern die größte medizinische Fachgesellschaft in Deutschland im Bereich der Rheumatologie. Sie repräsentiert seit mehr als 80 Jahren die rheumatologische Wissenschaft und Forschung und deren Entwicklung in Deutschland.

Als gemeinnütziger Verein arbeitet die DGRh unabhängig und ohne Verfolgung wirtschaftlicher Ziele zum Nutzen der Allgemeinheit.

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Erkältungsviren: Vier menschliche Coronaviren

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Erkältungsviren haben ihren Ursprung in Kamelen – genau wie MERS

Vier menschliche Coronaviren sind auf der ganzen Welt verbreitet und neben den bekannteren Rhinoviren verantwortlich für Erkältungen. 

Meist verlaufen diese Infektionen für den Menschen harmlos. 

Für eines der vier menschlichen Erkältungs-Coronaviren „HCoV-229E“ hat das Team um DZIF-Professor Christian Drosten, Institut für Virologie am Universitätsklinikum Bonn, nun den Ursprung gefunden – es stammt ebenso aus Kamelen wie das gefürchtete MERS-Virus. 
 Erkältungsviren haben ihren Ursprung in Kamelen
 Erkältungsviren haben ihren Ursprung in Kamelen Uniklinik Bonn/ Drosten
 
  • Das 2012 erstmals beim Menschen nachgewiesene Middle East Respiratory Syndrome (MERS)-Virus ist ein Coronavirus, das schwere Atemwegsinfektionen hervorrufen kann, mit oft tödlichem Verlauf. 
Fest steht seit einiger Zeit, dass das MERS-Coronavirus seinen tierischen Ursprung in Dromedaren hat.

„Im Rahmen von Untersuchungen zu MERS haben wir circa 1.000 Kamele auf Coronaviren untersucht und bei knapp sechs Prozent haben wir erstaunlicherweise auch Erreger entdeckt, die mit dem menschlichen Erkältungsvirus ,HCoV-229E‘ verwandt sind“, so Drosten. Weitere molekulargenetische Vergleichsuntersuchungen zwischen Erkältungsviren in Fledermäusen, Menschen und Dromedaren legen den Schluss nahe, dass der Erkältungs-Erreger tatsächlich von Kamelen auf den Menschen übertragen wurde.

Evolution der Erkältungsviren könnte Szenario für MERS-Entwicklung liefern

Drosten und sein Team isolierten lebende Kamel-Erkältungsviren und fanden heraus, dass diese prinzipiell auch in menschliche Zellen eindringen können – über dieselben Rezeptoren wie das Erkältungsvirus „HCoV-229E“. Allerdings gelingt es dem menschlichen Immunsystem, die Kamel-Viren genauso abzuwehren wie menschliche Erkältungsviren auch. Tests mit humanem Serum und den tierischen Erkältungsviren haben darüber hinaus ergeben, dass von ihnen keine unmittelbare Epidemie-Gefahr mehr für den Menschen ausgeht, denn die menschliche Bevölkerung ist durch die weite Verbreitung des Erkältungsvirus HCoV-229E weitgehend immun.

Also Entwarnung auch für MERS-Viren? „Das MERS-Virus ist ein rätselhafter Erreger: Immer wieder gibt es kleinere Ausbrüche, die lokal z. B. auf eine Klinik begrenzt sind. Das Virus ist glücklicherweise noch nicht gut genug an den Menschen angepasst, so dass es sich bisher nicht weltweit verbreiten kann“, so Drosten. Die nun vorliegenden Untersuchungen zu Vorläuferviren des menschlichen HCoV-229E-Virus im Kamel ergeben ein Bild, das der derzeitigen Situation bei MERS ähnelt. Auch diese Vorläuferviren sind nicht optimal auf den Menschen angepasst.

Bedenklich ist, dass die weltweite Verbreitung von HCoV-229E durch Mensch-zu-Mensch-Übertragung erfolgt ist, mit großer Wahrscheinlichkeit im Rahmen einer vergangenen Pandemie. 

  • „Mit unserer aktuellen Studie liefern wir ein Warnsignal im Hinblick auf die Pandemiegefahr durch MERS – denn was HCoV-229E geschafft hat, kann MERS vielleicht auch.“ 
  • Es besteht also Handlungsbedarf: DZIF-Wissenschaftler arbeiten mit Hochdruck an der Erforschung eines Impfstoffs gegen MERS; dieser geht Anfang nächsten Jahres in die klinische Prüfung.

Publikation
V M Corman, I Eckerle, Z A Memish, A M Liljander, R Dijkman, H Jonsdottir, K J Z Juma Ngeiywa, E Kamau, M Younan, M Al Masri, A Assiri, I Gluecks, B E Musa, B Meyer, M A Müller, M Hilali, S Bornstein, U Wernery, V Thiele, J Jores, J F Drexler, and C Drosten

Link of a ubiquitous human coronavirus to dromedary camels

PNAS, Early Edition. DOI: 10.1073/pnas.1604472113.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.pnas.org/content/early/2016/08/10/1604472113.full Veröffentlichung

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Prof. Dr. Christian Drosten
Universitätsklinikum Bonn
DZIF-Schwerpunkt „Neu auftretende Infektionskrankheiten“
T: +49 228 287 11055
E-Mail: drosten@virology-bonn.de
Karola Neubert Deutsches Zentrum für Infektionsforschung
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Risiko Adipositas - Ganzheitliche Therapie für weniger Gewicht

Medizin am Abend Berlin Terminhinweis:

http://www.krankenhausjohanneum.de/aktuelles_service/vortraege_seminare.php?vid=225


Risiko Adipositas - Ganzheitliche Therapie für weniger Gewicht

Datum29.08.2016
Zeit19:30 Uhr - 21:00 Uhr
VeranstalterKrankenhaus Johanneum
VeranstaltungsortCafé Johanneum
Feldstraße 1
27793 Wildeshausen
BeschreibungWeltweit nimmt die Anzahl krankhaft übergewichtiger Menschen zu. Neben dem Übergewicht sind es vor allem die Begleiterkrankungen wie Gelenkverschleiß, Diabetes, Bluthochdruck etc., die die Patienten belasten und auch gefährden. Wie kann das Körpergewicht verringert und langfristig stabilisiert werden, damit die Gesundheit gefördert und das Auftreten von Risikoerkrankungen nachhaltig gesenkt wird?

Ives Garre, Leitender Oberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, und Julien Dufayet, Oberarzt der Klinik für Innere Medizin, werden in ihren Vorträgen anschaulich das heterogene Krankheitsbild der Adipositas erläutern und auf die ganzheitlich angelegten Therapiemöglichkeiten eingehen.

Dabei geht es auch um die fachübergreifende Zusammenarbeit mit Ernährungsfachkäften, Orthopäden, Psychologen und Physiotheapeuten.

Lipidmediatoren: Balance bei Atherosklerose mit den Makrophagen Team

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Atherosklerose - Omega-3-Fettsäuren gegen Gefäßverkalkung

Neue Strategie gegen Atherosklerose: LMU-Forscher setzen darauf, körpereigene heilungsfördernde Prozesse zu aktivieren. 
 
Atherosklerose – umgangssprachlich auch als Gefäßverkalkung bekannt – entsteht, wenn Ablagerungen in den Gefäßinnenwänden zu chronischen Entzündungen führen und die Gefäße verengen. 

  • Das kann den Blutfluss behindern oder ganz blockieren und schließlich einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen. 

Bisherige Behandlungsstrategien zielen hauptsächlich darauf ab, die Entzündungsreaktion zu hemmen.

LMU-Forscher um Professor Oliver Söhnlein vom Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten der LMU haben nun eine völlig neue therapeutische Strategie entwickelt, die darauf abzielt, körpereigene heilungsfördernde Prozesse zu aktivieren.

Wirkstoffe, die unter anderem in Fischöl enthalten sind, spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie konnten im Mausmodell Atherosklerose mindern. Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin Circulation Research.

  • Forschungsergebnisse der letzten Jahre haben gezeigt, dass nicht nur die Entstehung, sondern auch das Beenden von Entzündungen ein aktiver Prozess der Immunabwehr ist. 

„Bei Atherosklerose ist dieses ‘Entzündungs-Beendigungs-Programm‘ gestört, sodass die Entzündung chronifiziert“, sagt Oliver Söhnlein. 

Für den Entzündungsverlauf sind spezielle Signalmoleküle, die aus essenziellen Fettsäuren gebildet werden, sogenannte Lipidmediatoren, entscheidend:  

Bei akuten Entzündungen sind zunächst entzündungsfördernde Lipidmediatoren aktiv. Zum Stoppen der Reaktion übernehmen entzündungshemmende Lipidmediatoren die Regulation. 

Damit dieser Prozess funktioniert, müssen beide Arten von Lipidmediatoren in einem ausgewogenen Verhältnis vorhanden sein.

„Wir konnten nun zeigen, dass diese Balance bei Atherosklerose gestört ist“, sagt Söhnlein.

Normalerweise sollten Entzündungsreaktionen nach Ablauf der akuten Phase gestoppt werden, indem die Konzentration der entzündungshemmenden Lipidmediatoren ansteigt.

Stattdessen war das Gegenteil der Fall:

  • Wie die Wissenschaftler zeigen konnten, nahmen in atherosklerotischem Gewebe die Lipidmediatoren mit fortschreitender Entzündung sogar ab. 

„Durch die Zugabe der entzündungshemmenden Lipidmediatoren Maresin 1 und Resolvin D2 konnten wir im Mausmodell diese Imbalance korrigieren und Atherosklerose mindern“, sagt Söhnlein.

  • Maresin 1 und Resolvin D2 werden aus essenziellen Omega-3-Fettsäuren gebildet, die unter anderem in Fischöl enthalten sind, dem schon lange eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt wird.

Funktional gesehen beeinflussen die Wissenschaftler mit den Lipidmediatoren die Fresszellen des Immunsystems, die Makrophagen:

  • Makrophagen sammeln sich an atherosklerotischen Plaques an und können einerseits zum Fortschreiten der Entzündung beitragen, da sie sich an Blutfetten überfressen und selbst zugrunde gehen können. 
  • Andererseits haben sie aber auch eine wichtige Funktion bei der Heilung entzündeten Gewebes, da sie abgestorbene Zellen entfernen und die Vermehrung glatter Muskelzellen anstoßen. 

„Die Zugabe der Lipidmediatoren fördert diese entzündungsmindernde Wirkung, lenkt die Aktivität der Makrophagen also in eine gewünschte Richtung“, sagt Söhnlein.

„Es wäre wünschenswert, in zukünftigen Studien zu untersuchen, ob die im Mausmodell gewonnenen Erkenntnisse auch auf Menschen übertragbar sind.“ (Circulation Research 2016)

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Prof. Dr. med. Oliver Söhnlein
Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten der LMU
Tel.: +49 (0)89/4400-54677
E-Mail: oliver.soehnlein@med.uni-muenchen
Luise Dirscherl Ludwig-Maximilians-Universität München
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Publikation:
Oliver Soehnlein et al:
Resolving Lipid Mediators Maresin 1 and Resolvin D2 Prevent Atheroprogression in Mice
In: Circulation Research 2016

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360° TOP-Hinweis Rettungsstelle - KANZEL: Management der Notaufnahme

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Notfallmedizin: Krankenhäuser machen jährlich 1 Mrd. Euro Verlust

Buch „Management der Notaufnahme“ von von Eiff, Dodt, Brachmann, Niehues und Fleischmann vermittelt, wie interdisziplinäre Notaufnahmen organisiert, gesteuert und personalwirtschaftlich geführt werden können. 

 Buch „Management der Notaufnahme“ von von Eiff, Dodt, Brachmann, Niehues und Fleischmann vermittelt, wie interdisziplinäre Notaufnahmen organisiert, gesteuert u. personalwirtschaftlich geführt werden.
Buch „Management der Notaufnahme“ von von Eiff, Dodt, Brachmann, Niehues und Fleischmann vermittelt, wie interdisziplinäre Notaufnahmen organisiert, gesteuert u. personalwirtschaftlich geführt werden.

Die Situation in der Notfallversorgung in Deutschland hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert.

Der demographische Wandel und Änderungen in den ambulanten Notdienststrukturen führten zu einem starken Anstieg der Behandlungen in den Notaufnahmen der Krankenhäuser, jedes Jahr wächst das Patientenaufkommen um vier bis sieben Prozent. 

Mit mehr als 20 Millionen Patienten steigt die Bedeutung der klinischen Notfallversorgung innerhalb der Kliniken. Inzwischen werden in Kliniken mehr als elf Millionen ambulante Notfallpatienten versorgt. 
  • „Dies ist deutlich mehr, als der vertragsärztliche Bereitschaftsdienst leistet, dem eigentlich der Sicherstellungsauftrag für die ambulante Notfallversorgung obliegt. 
In der Praxis setzt sich das Konzept einer interdisziplinären Notaufnahme als der zentrale Anlaufpunkt für die Patienten mit akuten gesundheitlichen Beschwerden durch“, so Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Mitherausgeber der 2. Auflage des Buchs „Management der Notaufnahme“ sowie Akademischer Direktor des Ludwig Fresenius Center of Health Care Management and Regulation der HHL Leipzig Graduate School of Management.

Wirtschaftlichkeit der Notaufnahme wesentliche Erfolgsvoraussetzung für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit eines Krankenhauses

  • Die durchschnittlichen Kosten, die ein ambulanter Notfallpatient bei Behandlung in einer Krankenhaus-Notaufnahme verursacht, liegen bei 126 Euro. 
  • Demgegenüber stehen im Schnitt Erlöse pro Fall in Höhe von 32 Euro. Der durchschnittliche Fehlbetrag pro Notfallpatient in Höhe von 88 Euro führt zu einem Gesamtdefizit bei den im Notfalldienst engagierten Krankenhäusern in Höhe von 1 Mrd. Euro je Jahr.

Krankenhausökonom Prof. von Eiff kommentiert: „Die Notaufnahme ist eine wichtige Organisationsdrehscheibe im Krankenhausbetrieb, da zwischen 30 und 70 Prozent aller Patienten über die Zentrale Notaufnahme aufgenommen werden.

  • Von daher ist ein patientenorientiertes, medizinisch effizientes und wirtschaftliches Management der Notaufnahme eine wesentliche Erfolgsvoraussetzung für die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit eines Krankenhauses.“

2. Auflage „Management der Notaufnahme“ berücksichtigt u.a. Gesetzesänderungen durch die aktuelle Gesundheitsreform

Das im Verlag Kohlhammer erschienene Buch „Management der Notaufnahme“ vermittelt in der erweiterten und überarbeiteten zweiten Auflage wissenschaftlich fundiert und praxisorientiert, wie interdisziplinäre Notaufnahmen organisiert, gesteuert, personalwirtschaftlich geführt und in den Akutbetrieb integriert werden. Aspekte der Krankenhausfinanzierung, des Erlösmanagements und des Controlling finden ebenso Berücksichtigung wie Konzepte des Qualitäts- und Risikomanagement sowie rechtliche Besonderheiten der Arbeit in Notaufnahmen. Auch den durch die Gesundheitsreform 2015/2016 hervorgebrachten Änderungen der Gesetzeslage mit Relevanz für die Notfallversorgung wurde in dieser zweiten Auflage Rechnung getragen, wobei eine Reihe von Fragen (wie z.B. die Ausgestaltung der Portalpraxen) noch ungeklärt sind.

Das Herausgeber-Team besteht aus renommierten Medizin-Ökonomen und Notfall-Medizinern: Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Direktor des Ludwig Fresenius Center for Health Care Management and Regulation an der HHL Leipzig Graduate School of Management und Leiter des Centrums für Krankenhaus-Management, Münster. Prof. Dr. Christoph Dodt, Chefarzt Notfallzentrum Städtisches Klinikum München Bogenhausen. Dr. Matthias Brachmann, Geschäftsführer der bcmed GmbH, Düsseldorf. Dr. Christopher Niehues, Geschäftsführer des Instituts für Management der Notfallversorgung und Krankenhausberater der HC&S AG - Healthcare Consulting & Services, Münster. Dr. Thomas Fleischmann, Chefarzt der Klinik für Interdisziplinäre Notfallmedizin des Westküstenklinikums Heide.

Unter dem Titel „Lean Process Management in the Emergency Department: The Five Forces of Success” wird Prof. von Eiff Forschungsergebnisse seines Teams auf dem Europäischen Kongress für Notfallmedizin (EuSEM) im Oktober 2016 in Wien zur Diskussion stellen.


Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Mitherausgeber der 2. Auflage des Buchs „Management der Notaufnahme“ sowie Akademischer Direktor des Ludwig Fresenius Center of Health Care Management and Regulation.
Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Mitherausgeber der 2. Auflage des Buchs „Management der Notaufnahme“ sowie Akademischer Direktor des Ludwig Fresenius Center of Health Care Management and Regulation.
Foto: HHL Leipzig Graduate School of Management

Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff

Prof. von Eiff ist Academic Director am Ludwig Fresenius Center for Health Care Management and Regulation der HHL Leipzig Graduate School of Management. Zudem hat er hier die außerplanmäßige Professur für Health Care Management inne und ist damit in die akademische Gruppe Economics und Regulation integriert. Außerdem leitet er seit 1994 das Centrum für Krankenhaus-Management an der Universität Münster. Zu seinen Arbeitsfeldern zählen Einkaufs- und Logistik-Management, Mergers and Acquisitions, Qualitäts- und Risikomanagment, Medical Controlling sowie Benchmarking. Dem International Institute for Health Economics steht Prof. von Eiff als Berater im Bereich der Gesundheitsökonomie zur Seite.
Prof. von Eiff ist an der HHL im Bereich der Lehre u.a. in dem berufsbegleitenden MBA General Management mit Spezialisierung auf „Hospital Management and Health Services“ eingebunden. http://www.hhl.de/chcmr

Die HHL Leipzig Graduate School of Management ist eine universitäre Einrichtung und zählt zu den führenden internationalen Business Schools. Ziel der traditionsreichsten betriebswirtschaftlichen Hochschule im deutschsprachigen Raum ist die Ausbildung leistungsfähiger, verantwortungsbewusster und unternehmerisch denkender Führungspersönlichkeiten. Die HHL zeichnet sich aus durch exzellente Lehre, klare Forschungsorientierung und praxisnahen Transfer sowie hervorragenden Service für ihre Studierenden. Das Studienangebot umfasst Voll- und Teilzeit-Master in Management- sowie MBA-Programme, ein Promotionsstudium sowie Executive Education. Die HHL ist akkreditiert durch AACSB International. http://www.hhl.de

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MBA Volker StößeLHHL Leipzig Graduate School of Management
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ESC 2016 Abstracts: Europäischen Kardiologiekongress (ESC) 2016 in Rom

Medizin am Abend Berlin Fazit:  

  1. Neue Studien: Übergewichtige Kinder haben hohes Herzrisiko – Lebensstil-Programme wirken

Übergewicht und Adipositas haben bereits bei Kindern und Jugendlichen starke negative Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-Risiko. Das zeigt die großangelegte deutsche PEP Family Heart Study, die auf dem Europäischen Kardiologiekongress (ESC) in Rom präsentiert wurde.  

So hatten in der Gruppe der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen doppelt so viel Bluthochdruck im Vergleich zu ihren normalgewichtigen Altersgenossen, auch ihre Blutfettwerte waren deutlich ungünstiger.

Untersucht wurden insgesamt 22.051 Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 18 Jahren, die an der PEP Family Heart Study teilgenommen hatten.

Bei 10.841 konnten Größe, Gewicht, Hautfaltendicke, Körperfett, Taillenumfang, Blutdruck und Serum-Lipide vollständig gemessen werden.

  • Das Vorhandensein von Risikofaktoren stieg bei männlichen wie weiblichen Jugendlichen in Abhängigkeit des Grades der Adipositas an, je höher desto stärker. 

So hatten etwa die Mädchen in der Gruppe mit dem höchsten BMI ein 17fach höheres Hochdruck-Risiko als in der Gruppe mit dem niedrigsten BMI, bei den Jungen war das Risiko in der höchsten BMI-Gruppe vierfach erhöht. Bei den Triglyceridwerten zeigten sich ähnliche Verhältnisse.

„Damit ist deutlich geworden, dass extremes Übergewicht erheblicher Aufmerksamkeit bedarf“, so Studien-Erstautorin Gerda-Maria Haas, MPH, vom Arteriosklerose-Präventions-Institut München.

  • „Das ist schon deshalb von Bedeutung, weil im Gegensatz zu Übergewicht und einfacher Adipositas, die eher zurückgehen, ausgeprägte Adipositas in den westlichen Ländern erheblich zunimmt.“

Wirksames Programm gegen kindliches Übergewicht

Ein einfaches und wirksames Schul-Programm gegen kindliches Übergewicht präsentierte beim ESC-Kongress die Ernährungswissenschaftlerin Daniela Schneid Schuh (Porto Alegre, Brasilien). „Healthy School, Happy School“ heißt die randomisierte, kontrollierte Studie, die im südbrasilianischen Feliz durchgeführt wurde. Die kleine Stadt ist vor allem stark durch deutsche Immigration geprägt und hat einen im landesweiten Vergleich einen besonders hohen Wert auf dem „Human Development Index.“

Daniela Schneid Schuh: „Mit der zunehmenden Urbanisierung und veränderten Essgewohnheiten entstehen neue Gesundheitsprobleme wie Übergewicht, Bewegungsmangel oder Bluthochdruck, auch andere chronische Erkrankungen gewinnen an Bedeutung.”

In die neun Monate dauernde Studie eingeschlossen wurden viele öffentliche Schulen in Feliz, mit Schülerinnen und Schülern zwischen fünf und 16 Jahren. Die Interventionsgruppe bestand aus 73 Kindern in zwei Schulen, die Kontrollgruppe aus 140 Kindern. Das Programm bestand aus einmal monatlich abgehaltenen Seminaren und Workshops über Bewegung, Ernährungsgewohnheiten. Auch Bullying wurde thematisiert, nachdem Kinder über Unzufriedenheit mit ihrem Körperbild und über Bullying wegen Übergewichts berichtet hatten. Auch Aktivitäten für zu Hause wurden empfohlen, die die gesamte Familie in die Umsetzung der Ziele involvierten. Gesunde Ernährung in der Schule wurde auch durch thematische Poster und gesunde Snacks im Schulkiosk unterstützt.

Vor dem Interventionsprogramm gab es keine Unterschiede zwischen den beiden Studiengruppen: Die Kinder waren durchschnittlich neun Jahre alt, hatten einen durchschnittlichen Body Mass Index (BMI) von 19 kg/m2, 55,4 Prozent waren Mädchen. Nach neun Monaten wiesen die Kinder in der Kontrollgruppe einen signifikanten BMI-Anstieg auf. In der Interventionsgruppe blieb der BMI konstant, das Bewegungsniveau und der Obstkonsum stiegen an.

„Die Daten machen deutlich, dass Programme zur Vorbeugung und Behandlung von kindlichem Übergewicht immer wichtiger werden. Und es konnte belegt werden, das diese nicht aufwändig sein müssen. Schon relativ einfache Maßnahmen zeigen eine große Wirkung,“ kommentiert Prof. Dr. Eckart Fleck, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK).
Quelle: ESC 2016 Abstracts Haas et al. Severly obese children and adolescents are at substantially higher cardiovascular risk: the PEP Family Heart Study; Schneid Schuh et al. Healthy School, Hap-py School: randomized clinical trial designed to stop obesity in children.


Medizin am Abend Berlin Fazit:  

  • Gewicht und BMI liefern keine Hinweise auf Blutfettwerte

Übergewicht und ein hoher Body-Mass-Index (BMI) könnten Hinweise darauf sein, dass auch die Blutfettwerte eine ungesunde Entwicklung nehmen, so eine verbreitete Meinung. Dass dem allerdings nicht so ist, zeigt die internationale DYSIS-Studie, die auf dem Europäischen Kardiologiekongress in Rom präsentiert wurde.

Im Rahmen von DYSIS (Dyslipidemia International Study) wurden mehr als 50.000 Patienten in 30 Ländern untersucht. Die Autoren analysierten unter anderem den Zusammenhang zwischen Body-Mass-Index (BMI), LDL- sowie HDL-Cholesterin und Triglyceriden. „Wir konnten keinen Einfluss des Body Mass Index auf das LDL-Cholesterin finden“, berichtet Dr. Dominik Lautsch. Der Einfluss auf HDL-Cholesterin und Triglyceride sei zwar statistisch signifikant, aber bei 2 bis 3 Prozent in der Realität eher gering. 
  • Der Body-Mass-Index sollte daher nicht als Basis für die Durchführung eines Lipidprofils bei einem individuellen Patienten dienen, da eine Schlussfolgerung von Körpergewicht oder BMI auf Cholesterin nicht möglich ist.“
Quelle: ESC 2016 Abstract Lautsch et al. Do blood lipids correlate to body mass index? Findings from 52.916 statin treated patients.



Medizin am Abend Berlin Fazit:  Plötzlicher Herztod: Defi-Weste schützt während Therapie-Optimierung reduziert Implantationen

Zwischen 100.000 und 150.000 Menschen pro Jahr sterben in Deutschland an einem plötzlichen Herztod. Bei Hochrisiko-Patienten kann ein plötzlicher Herztod durch die prophylaktische Implantation eines Defibrillators (ICD) verhindert werden, der das Herz im Bedarfsfall mittels Stromstoß wieder in den gesunden Sinus-Rhythmus bringt. Diese kann bei einem Teil der Patienten durch die vorübergehende Anwendung einer tragbaren „Defi-Weste“ (waerable cardioverter/defibrillator, WCD) und gleichzeitige Optimierung der Herzinsuffizienz-Therapie vermieden werden. Das zeigt eine Register-Studie aus Hannover, die auf dem Europäischen Kardiologie-kongress (ESC) in Rom präsentiert wurde.

  • Zu den Risikofaktoren für einen plötzlichen Herztod zählen unter anderem ein vorangegangener Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, ein überlebter plötzlicher Herztod, genetische Faktoren sowie Herzrhythmusstörungen. Eine prophylaktische ICD-Implantation ist erst bei einer anhaltend stark reduzierten linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF) von 35 Prozent oder weniger und einer optimalen Herzinsuffizienz-Medikation angezeigt.

Zwischen Juni 2012 und Februar 2016 wurde an der Medizinischen Hochschule Hannover 265 Patienten eine tragbare Defibrillator-Weste verschrieben. 88 Patienten trugen die Weste länger als 90 Tage, im Durchschnitt betrug die Tragedauer 120 Tage. „Nach 90 Tagen zeigten 26 Prozent der Patienten eine Erholung der LVEF über 35 Prozent, nach einer verlängerten Tragezeit und weiteren Optimierung der Medikation wiesen weitere 20 Patienten eine solche Verbesserung auf“, so Studienautor Dr. David Dunker.

„Durch die Verlängerung der WCD-Trageperiode zur weiteren Optimierung der Herzinsuffizienzmedikation über drei Monate hinaus wurde also eine ICD-Implantation bei etwa einem Drittel der Patienten vermieden. 

Bei einem dieser Patienten wurde in dieser Zeit ein plötzlicher Herztod durch den tragbaren Defibrillator verhindert.“ Die vorliegenden retrospektiven Daten zeigen, so Dr. Duncker, „dass eine WCD-geschützte Optimierung der Herzinsuffizienztherapie über mehr als drei Monate hinaus unnötige primärprophylaktische ICD-Implantationen verhindern kann.“ Diese Strategie müsse nun durch prospektive Studien gesichert werden.

Österreichisches WCD-Register: Hälfte der Defi-Westen-Patienten brauchen ICD

Präsentiert wurden in Rom auch aktuelle Daten aus dem österreichischen WCD-Register. Die Studie unter Beteiligung von 48 österreichischen Zentren (Studienleiter Assoz. Prof. Dr. Daniel Scherr, Klinische Abteilung für Kardiologie, Medizinische Universität Graz) inkludierte 451 Patienten, die von 2010 bis 2016 in Österreich eine Defi-Weste getragen haben. Tanja Odeneg, BSc. MSc. (Klinische Abteilung für Kardiologie, Medizinische Universität Graz), Erstautorin der Untersuchung: 
  • „Hervorzuheben ist, dass bei nur 22 Prozent aller Patienten mit Herzmuskelentzündung nach Abnahme des WCD ein erhöhtes Risiko eines plötzlichen Herztodes vorlag und sie daher mit einem ICD versorgt werden mussten. 
Damit lässt sich die große klinische Bedeutung des WCD speziell für dieses Patientenkollektiv gut darstellen.“ Insgesamt kam es bei nur 55 Prozent der Patienten mit einem WCD zu einer ICD-Implantation.

Elf Patienten (2,4 Prozent) erhielten 21 adäquate Schocks aufgrund von ventrikulären Tachykardien, alle elf Patienten erhielten in weiterer Folge einen ICD. Ein Patient (0,2 Prozent) erhielt einen inadäquaten Schock bei tachykardem Vorhofflimmern. 

Quelle: ESC 2016 Abstracts Duncker et al. Avoidance of primary preventive ICD implantation by intensified optimized heart failure therapy protected by the wearable cardioverter/defibrillator – The PROLONG registry; Odeneg et al. The use of the wearable cardioverter defibrillator in Austria: Re-sults of the Austrian Life Vest Registry.


Medizin am Abend Berlin Fazit:

  1. 2. Sozioökonomischer Status beeinflusst Risiko für neuerlichen Herzinfarkt oder Schlaganfall

Ein niedriger sozioökonomischer Status ist mit einem höheren Risiko verbunden, nach einem vorangegangenen Herzinfarkt ein neuerliches Mal einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Das zeigt eine Studie, die auf dem Europäischen Kardiologiekongress in Rom präsentiert wurde, wie die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) berichtet.

Die Studie mit rund 30.000 Patienten mit einem früheren Herzinfarkt ergab, dass das Risiko eines neuerlichen kardiovaskulären Ereignisses bei Personen im höchsten Einkommensfünftel um 36 Prozent niedriger war als bei Menschen, die den 20 Prozent der Bevölkerung mit dem niedrigsten Einkommen angehören. Bei geschiedenen Patienten stieg das Risiko im Vergleich zu verheirateten Personen um 14 Prozent.

„Fortschritte in der Prävention und Akutbehandlung haben das Überleben nach Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich verbessert. Daher leben auch immer mehr Menschen mit kardiovaskulären Erkrankungen, in Schweden macht diese Gruppe fast ein Fünftel der Bevölkerung aus,” so Dr. Joel Ohm vom Karolinska Institutet in Stockholm.

Die meisten Untersuchungen zum Thema kardiovaskuläre Prävention basieren auf Daten von gesunden Bevölkerungsgruppen, und es ist nicht klar, inwieweit sie auch auf Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen anwendbar sind. Das gilt auch für Studien zum Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Status und Herz-Kreislauf-Risiko.

In der aktuellen schwedischen Studie hingegen wurden die Daten von 29.953 Patienten analysiert, die etwa ein Jahr zuvor einen ersten Herzinfarkt erlitten hatten. Diese wurden mit Daten über das Einkommen, den Familienstand und das Bildungsniveau abgeglichen.

Im Beobachtungszeitrum von durchschnittlich vier Jahren erlitten acht Prozent oder 2.405 Patienten einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Während Einkommens- und Familienstatus einen signifikanten Einfluss auf das Auftreten eines kardiovaskulären Ereignisses hatten, war dies für das Bildungsniveau nicht der Fall. „Sozioökonomische Faktoren sollten also in die Risikoprognose, ob mit einem neuerlichen Herz-Kreislauf-Ereignis zu rechnen ist, und in die Ausgestaltung der Sekundärprävention einfließen“, so Dr. Ohm.

Dass sozioökonomische Faktoren neben Altersstruktur, Gesundheitsbewusstsein, Ärztedichte oder dem diagnostischen und therapeutischen Angebot in den verschiedenen Regionen des Landes eine wichtige Rolle für die Häufigkeit von und Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen, zeigt seit Jahren der jährlich erscheinende Deutsche Herzbericht auf. „Hier liegen noch wichtige primär- und sekundärpräventive Ansatzmöglichkeiten zur Senkung von kardiovaskulärer Morbidität und Mortalität“, so der Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin).

Quelle: ESC 2016 Abstract Ohm et al. “Low socioeconomic status is associated with recurrent atherosclerotic cardiovascular disease event in a population with stable coronary heart disease”



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Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin)
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.
Hauptstadtbüro der DGK: Leonie Nawrocki, Tel.: 030 206 444 82

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 9500 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nau-heim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.

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Einladung zur Studie: Sturzpräventation-Multitasking für Senioren von 65 bis 80 Jahre

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Multitasking und Aufmerksamkeitstraining zur Sturzprävention

Senioren im Alter von 65 bis 80 Jahren gesucht. 
 
  • Studien an der Universität Hamburg haben gezeigt, dass ältere Menschen besonders dann sturzgefährdet sind, wenn in Alltagssituationen mehrere Dinge gleichzeitig geschehen und sie ihre Aufmerksamkeit auf mehrere Aufgaben verteilen müssen (Multi-Tasking-Situationen). 
  • Die Forschungsgruppe um Prof. Dr. Klaus Mattes und Dr. Bettina Wollesen vom Institut für Bewegungswissenschaft hat deshalb ein 12-wöchiges Balancetraining entwickelt, in dem gezielt solche Multi-Tasking-Situationen herbeigeführt und unter Anleitung gemeistert werden.

Die Forschungsgruppe hat bereits in einer 2015 veröffentlichten Studie die positiven Effekte eines von ihnen entwickelten Gleichgewichtstrainings auf die Gangstabilität bei älteren Menschen nachgewiesen:

  • Das Fußabrollverhalten verbessert sich, die Schritte sind weniger breit und die Schrittlänge wird größer – alles Anzeichen eines sichereren Ganges.

In der Zeit von September 2016 bis Januar 2017 soll nun eine weitere, größer angelegte Studie erfolgen. 

Diesmal soll zudem untersucht werden, ob sich durch das 12-wöchige Training die Aufmerksamkeitsleistung generell und unter Multi-Tasking-Bedingungen im Besonderen verändert.

Hierfür kommt ein neues, nicht invasives Bildgebungsverfahren zur Anwendung, das die Hirnaktivität im präfrontalen Cortex misst: die sogenannte Nah-Infrarot-Hämoenzephalographie (NIR HEG). 

Dabei wird mit einer Art Stirnbrille die Durchblutung des Stirnhirns gemessen.

Für die Studie werden 100 bis 120 gesunde Seniorinnen und Senioren im Alter von 65 bis 80 Jahren gesucht. Sie werden ab Oktober über 12 Wochen einmal pro Woche eine Stunde lang in kleinen Gruppen mit kompetenter Anleitung trainieren und so ihr Gleichgewicht schulen. Vor dem Trainingsprogramm finden Eingangstests und nach dem Training Ausgangstests statt, die mit dem Team des Instituts vereinbart werden.

Eine Informationsveranstaltung zu den Teilnahmebedingungen und Terminen findet statt

am 6. September 2016 um 15.30 Uhr im Hörsaal der Mollerstraße 10.

Anmeldung und Informationen telefonisch Montag und Mittwoch, 14-16 Uhr unter 040 42838-9340


oder per E-Mail unter: johannes.roennfeldt@uni-hamburg.de oder laura.bischoff@uni-hamburg.de

In den ersten sechs Wochen des Trainings werden Alltagssituationen simuliert und trainiert, die besonders häufig zu Stürzen führen wie z. B. zügiges Gehen, Hindernisse umgehen, Seitschritte oder Geschwindigkeits- und Richtungswechsel.

In den letzten sechs Wochen werden die Bewegungsaufgaben immer komplexer. Dabei werden Methoden zur Aufgaben-Priorisierung und des schnellen Aufmerksamkeitswechsels zwischen den Aufgaben (Task-Switching) erlernt.

Etwa ein Drittel der über 65-Jährigen stürzt mindestens einmal pro Jahr. 

Rund 10 Prozent dieser Stürze führen zu Verletzungen und im schlimmsten Fall zu Pflegebedürftigkeit. 

Auch wenn es zu keinen ernsthaften Verletzungen kommt, reduzieren ältere Menschen – aus Angst erneut zu stürzen – ihre Alltagsbewegungen, verlieren dadurch Kraft und Beweglichkeit und erhöhen somit das Risiko weiterer Stürze.

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Dr. Bettina Wollesen/ Laura Bischoff/ Johannes Rönnfeldt
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Profitieren Menschen von Sport und Bewegung?

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Wer’s glaubt

Eine Studie zeigt, dass Menschen mehr von Sport profitieren, wenn sie von seiner positiven Wirkung überzeugt sind „Sport und Bewegung tun gut“ 

– dieser Gedanke ist weit verbreitet.

Doch ist der Glaube an den positiven Effekt des Trainings wichtiger für das Wohlbefinden als der Sport selbst?

Der Psychologe Hendrik Mothes vom Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Freiburg hat mit seinem Team in einer Studie belegt, dass die Probandinnen und Probanden sowohl psychisch als auch neurophysiologisch mehr von dem Training profitierten, die bereits eine positive Erwartungshaltung gegenüber Sport hatten. 

  • Außerdem haben die Forscher nachgewiesen, dass eine positive oder negative Beeinflussung der Probanden vor dem Training ebenfalls einen Unterschied ausmacht. 

Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Journal of Behavioral Medicine“ erschienen.


Bildunterschrift: Siehe Pressemitteilung

In die Pedale treten: Menschen, die eine positive Erwartungshaltung gegenüber Sport haben, profitierten in der Studie mehr von dem Training als die weniger optimistischen Probanden. Foto: Sandra Meyndt
 

Das Team hat 76 Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 32 Jahren in sein Forschungslabor eingeladen, wo die Probanden 30 Minuten lang auf einem Fahrradergometer in die Pedale treten mussten.

Davor wurden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern jeweils unterschiedliche Kurzfilme gezeigt, die entweder die positive Wirkung von Fahrradfahren für die Gesundheit lobten oder nicht. Außerdem fragten die Forscher die Probanden, ob sie bereits vor Beginn der Studie an positive Effekte durch Sportaktivität glaubten. Die Teilnehmer füllten vor und nach dem Training Fragebögen aus, in denen sie Auskunft über ihr Wohlbefinden und ihre Stimmung gaben. Zudem maßen die Forscher die Gehirnaktivität der Teilnehmer mit einem Enzephalogramm (EEG).

  • „Die Ergebnisse zeigen im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung, dass der Glaube daran, wie gut einem Sportaktivität tut, eine beachtliche Auswirkung auf das Wohlbefinden hat“, bilanziert Mothes. 

Die Studie belegt die Wirkung eines Placebo-Effekts beim Sporttreiben: 

Probanden, die bereits vor Beginn der Untersuchung an positive Effekte durch Sportaktivität glaubten, hatten größere Freude an der Bewegung, verbesserten stärker ihre Stimmung und reduzierten deutlicher ihre Ängstlichkeit als ihre weniger optimistischen Kolleginnen und Kollegen.

Neurophysiologisch zeigte sich zudem ein weiterer Unterschied: 

Die Teilnehmer mit größeren Erwartungen vor Beginn der Untersuchung sowie diejenigen, die zuvor einen Film gesehen hatten, der über die gesundheitlichen Vorzüge des Fahrradfahrens berichtete, wiesen bei der Messung der Hirnaktivität eine größere Entspannung auf.

Die Ergebnisse lassen sich wahrscheinlich auch auf andere Ausdauersportarten wie Joggen, Schwimmen oder Langlaufen übertragen, berichtet Mothes. 

„Erwartungshaltungen und Vorstellungen haben möglicherweise langfristige Konsequenzen, zum Beispiel für die Motivation zum Sporttreiben.

Sie entscheiden mitunter darüber, ob man sich das nächste Mal zum Joggen aufraffen kann oder lieber auf der Couch bleibt.“

Derzeit arbeitet der Psychologe an seinem nächsten Projekt.

Er will weitere Auswirkungen der Mindsets, also der Erwartungshaltungen, erforschen und der Frage nachgehen, ob und wie sie das Anstrengungserleben beim Sport beeinflussen.

Originalveröffentlichung:
Mothes, H., Leukel, C., Jo, H.-G., Seelig, H., Schmidt, S., & Fuchs, R. (2016). Expectations affect psychological and neurophysiological benefits even after a single bout of exercise. Journal of Behavioral Medicine. doi: 10.1007/s10865-016-9781-3

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Hendrik Mothes
Institut für Sport und Sportwissenschaft
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-4563
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Rudolf-Werner Dreier Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau
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TOP - Hinweis: Verliebt? Nachwuchs - ein bisschen schwanger?

Medizin am Abend Berlin Fazit: Die Deutsche Wildtier Stiftung erklärt das Phänomen der Keimruhe bei Rehen  

Noch sind sie überall auf den Feldern entlang der Landstraßen zu beobachten:

verliebte Rehe! 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Meldepflichtige Erkrankungen  


Doch schon bald hat das Liebesspiel unserer kleinsten einheimischen Hirschart ein Ende:

Die Böcke verlieren die Lust am Liebesspiel, viele Ricken sind bereits trächtig.

„Doch bis das Kitz geboren wird, vergehen viele, viele Monate:

Der nächste Nachwuchs bei Familie Reh kommt nämlich erst im Mai 2017 zur Welt“, sagt Dr. Andreas Kinser, Jagd- und Forstexperte der Deutschen Wildtier Stiftung.

Hinter der späten Geburt steckt ein Naturphänomen: 

  •  Obwohl die Ricke jetzt im Sommer befruchtet worden ist, beginnt der Embryo sich erst im Winter zu entwickeln. Diesen Trick der Evolution nennen Experten Keimruhe.
  • Nach der Befruchtung teilt sich die Eizelle zunächst, wird dann aber nicht viel größer als einen Millimeter und entwickelt sich in den nächsten 18 Wochen kaum weiter.
 „Die Ricke trägt also über Monate eine befruchtete Eizelle in ihrem Körper, ohne dass der Embryo weiterwächst“, sagt Kinser. Die eigentliche Entwicklung und das Wachstum des Nachwuchses erfolgt dagegen erst ab Dezember.

Durch diese Pause von zirka viereinhalb Monaten wird die Geburt der Kitze erst nach etwa 285 Tagen erfolgen. 

  • Kämen sie im Winter zur Welt, wäre es viel zu kalt und für die Ricke gäbe es kaum eiweißreiche Nahrung, um Energie für die Milchproduktion zu tanken. Im Mai hingegen sind die Aufzuchtbedingungen in der von sattem Grün strotzenden Natur optimal – und das Kitz kann wachsen und gedeihen.

Das Prinzip der Keimruhe ist nicht nur bei Rehen bekannt. 

Auch Dachse, Marder, Seehunde und Fischotter nutzen diesen „Trick der Natur“, um dem Nachwuchs bei der Geburt perfekte Bedingungen zu bieten.

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Koronare Herzkrankheit (KHK) - Herzkatheteruntersuchung

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Messung der fraktionellen Flussreserve bei KHK: Vorbericht erschienen

Höherer Nutzen bei Indikation für eine PCI, nicht aber bei stabiler KHK 
 
Ob die Messung der myokardialen fraktionellen Flussreserve (FFR) bei Patientinnen und Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit (KHK) zu einer angemessenen Entscheidung für oder gegen ein Aufweiten der Herzkranzgefäße beitragen kann, ist derzeit Gegenstand einer Untersuchung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Die vorläufigen Ergebnisse liegen nun vor: 

Medizin am Abend Berlin Zusatzinformationen 


Demnach bietet der neue Funktionstest Patientinnen und Patienten Vorteile, bei denen eine Gefäßerweiterung mittels perkutaner koronarer Intervention (PCI) vorgesehen ist. 

  • Bis zum 22. September 2016 können interessierte Personen und Institutionen schriftliche Stellungnahmen zu diesem Vorbericht abgeben.

Je niedriger FFR-Wert, desto stärker ist das Gefäß verengt

Die FFR wird während einer Koronarangiografie, also einer Herzkatheteruntersuchung gemessen, indem ein Druckmessdraht in das verengte Gefäß eingeführt wird. Das Messergebnis, die Blutflussreserve, soll eine Aussage darüber ermöglichen, ob die Verengung relevant ist und das Gefäß durch einen Eingriff, eine sogenannte Revaskularisation, geweitet werden muss. Je niedriger der FFR-Wert, desto geringer ist die Blutflussreserve und desto weniger ist das Herzmuskelgewebe durchblutet.

Zwei Fragestellungen untersucht

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat das Institut beauftragt, den Nutzen der FFR für zwei Fragestellungen getrennt zu untersuchen:

Zum einen für Patientinnen und Patienten mit einer KHK, bei denen gemäß der herkömmlichen Diagnostik eine Gefäßerweiterung mittels PCI angezeigt wäre. Dabei wird die Engstelle des Gefäßes mittels eines Ballons (Ballondilatation) aufgedehnt und gegebenenfalls anschließend eine Gefäßstütze (Stent) eingesetzt.

Bei dieser Patientengruppe geht es um die Frage, ob mittels FFR eine PCI vermieden werden kann.

Bei der zweiten Fragestellung geht es um Patientinnen und Patienten mit einer stabilen KHK, bei denen bisher keine PCI angezeigt wäre.

  • Hier geht es umgekehrt darum, ob die FFR Patientinnen und Patienten identifizieren kann, bei denen die Durchblutung so vermindert ist, dass eine Revaskularisation doch medizinisch notwendig ist.

Ergebnisse von neun RCT einbezogen

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler suchten nach Studien, die – für die jeweilige Patientengruppen – eine FFR-geleitete Therapieentscheidung mit einer FFR-unabhängigen verglichen und zwar jeweils in Hinblick auf patientenrelevante Endpunkte wie die Sterblichkeit, das Auftreten von Herzinfarkten und Komplikationen, die Notwendigkeit von Klinikaufenthalten oder die Lebensqualität. Sie identifizierten insgesamt neun randomisierte kontrollierte Studien (RCT), deren Ergebnisse sie in die Bewertung einbeziehen konnten.

Herzinfarkte mit FFR seltener

Wie die Daten aus fünf Studien zu Patientinnen und Patienten mit einer Indikation für eine PCI zeigen, treten Herzinfarkte seltener auf, wenn die Therapieentscheidung auf Basis einer FFR getroffen wurde. 

  • Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schätzen die Aussagesicherheit hier als hoch ein und sehen einen Beleg für einen Nutzen der FFR.

Für den kombinierten Endpunkt Tod oder Herzinfarkt leiten sie aus den Daten einen Hinweis für einen Nutzen ab.
  • Weder einen Anhaltspunkt für einen Nutzen noch für einen Schaden sehen sie dagegen für die Sterblichkeit (Gesamtmortalität), kardiale Mortalität, kardialer Tod oder Myokardinfarkt, erneute koronare Revaskularisation, Angina Pectoris, Herzinsuffizienz und unerwünschte Wirkungen. 

Für die Zielkriterien Herzrhythmusstörungen, gesundheitsbezogene Lebensqualität und die Notwendigkeit weiterer Klinikaufenthalte waren keine Daten verfügbar.

Stabile KHK: Weder Anhaltspunkt für Nutzen noch für Schaden

Anders stellt sich die Situation bei der zweiten Patientengruppe dar: 

Für Patientinnen und Patienten mit stabiler KHK zeigen die Daten entweder keine relevanten Unterschiede (Gesamtmortalität, kardiale Mortalität, Tod oder Myokardinfarkt, kardialer Tod oder Myokardinfarkt, Myokardinfarkt, Angina Pectoris, unerwünschte Wirkungen), sind nicht interpretierbar (erneute koronare Revaskularisation) oder es gibt gar keine Daten (Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, gesundheitsbezogene Lebensqualität, erneute Hospitalisierung).

Zum Ablauf der Berichtserstellung

Den vorläufigen Berichtsplan für dieses Projekt hatte das IQWiG im Dezember 2015 vorgelegt und um Stellungnahmen gebeten. Die eingegangene Stellungnahme wurden zusammen mit einer Würdigung und dem überarbeiteten Berichtsplan im März 2016 publiziert. Stellungnahmen zu dem jetzt veröffentlichten Vorbericht werden nach Ablauf der Frist gesichtet. Sofern sie Fragen offen lassen, werden die Stellungnehmenden zu einer mündlichen Erörterung eingeladen. 

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Dr. Anna-Sabine Ernst
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)


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50670 Köln
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Nordrhein-Westfalen


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Zuckerabhängigkeit - Bluthirnschranke

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Zuckerabhängigkeit: Schalter für Zuckertransport ins Gehirn entdeckt

Unser Gehirn holt sich Zucker durch einen aktiven Prozess aus dem Blut. 

Das haben jetzt Diabetesforscher am Helmholtz Zentrum München, entdeckt. 

Bisher ging man davon aus, dass es sich dabei um einen rein passiven Vorgang handelte. 

  • Wissenschaftler um Professor Matthias Tschöp berichten im renommierten Fachmagazin ‚Cell‘, dass der Zuckertransport ins Gehirn durch sogenannte Stützzellen reguliert wird. 

Die Forscher konnten zudem zeigen, dass diese Zellen auf Hormone wie Insulin oder Leptin reagieren – dies hielt man bisher nur bei Nervenzellen für möglich. 
 Dr. Cristina García Cáceres und Prof. Dr. Matthias Tschöp
Dr. Cristina García Cáceres und Prof. Dr. Matthias Tschöp Quelle: Helmholtz Zentrum München
 
Unsere Gesellschaft steht durch den rapiden Anstieg von Übergewicht und der damit verbundenen Verbreitung von Typ-2-Diabetes vor einer enormen Herausforderung. 

Immer noch fehlt es an effizienten und sicheren Medikamenten, um diese Entwicklung aufzuhalten.

Dies liegt vor allem daran, dass die Mechanismen des Zucker- und Energiestoffwechsels immer noch völlig unzureichend erforscht sind.

Treibstoff für die Schaltzentrale

Ein Wissenschaftlerteam um Prof. Dr. Matthias Tschöp, Direktor des Helmholtz Diabetes Zentrums (HDC) und der Abteilung für Stoffwechselerkrankungen an der Technischen Universität München, erforscht, wie Schaltzentralen im Gehirn unseren Stoffwechsel fernsteuern, um ihn optimal auf unsere Umwelt einzustellen. Das Hirn ist das Organ mit dem höchsten Zuckerverbrauch im Körper und kontrolliert unser Hungergefühl.

„Wir vermuteten deswegen, dass es bei so einem wichtigen Vorgang, wie der Versorgung des Gehirns mit ausreichend Zucker, nicht um einen zufälligen Prozess handeln konnte“, sagt Dr. Cristina García Cáceres, Neurobiologin am HDC und Erstautorin der Studie. „Lange Zeit ließen wir uns davon in die Irre führen, dass Nervenzellen diesen Prozess offensichtlich nicht kontrollieren. Dann hatten wir die Idee, dass Astrozyten*, die man bisher als weniger wichtige ‚Stützzellen‘ missverstanden hatte, vielleicht etwas mit Zuckertransport ins Gehirn zu tun haben könnten.”

  • Die Wissenschaftler untersuchten deshalb zunächst die Aktivität von Insulinrezeptoren auf der Oberfläche der Astrozyten, also jenen Strukturen, über die Insulin Einfluss auf Zellen nimmt. 
  • Dabei stellten sie fest, dass beispielsweise Mäuse, denen dieser Rezeptor auf bestimmten Astrozyten fehlte, eine deutlich geringere Aktivität in Nervenzellen aufwiesen, die die Nahrungsaufnahme zügeln (die sogenannten Proopiomelanocortin Neuronen). 
Gleichzeitig hatten solche Mäuse Schwierigkeiten, ihren Stoffwechsel anzupassen, wenn sich die Zuckerzufuhr änderte. Mit Hilfe bildgebender Methoden konnten die Wissenschaftler dann zeigen, dass Hormone wie Insulin und Leptin an Stützzellen wirken, um die Aufnahme von Zucker ins Gehirn zu regulieren.

  • Ohne Insulinrezeptoren zeigten die Astrozyten vor allem im Bereich der Appetitzentralen im sogenannten Hypothalamus entsprechend schlechtere Transportraten von Glukose ins Gehirn.

Ein Paradigmenwechsel

„Unsere Ergebnisse zeigen erstmals, dass essentielle Stoffwechsel- und Verhaltensprozesse nicht nur über Nervenbahnen reguliert werden, sondern dass auch andere Zelltypen wie Astrozyten, hier eine entscheidende Rolle spielen“, so Studienleiter Matthias Tschöp, der auch die Entwicklung neuer Therapien am Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) leitet. „Das stellt einen Paradigmenwechsel dar und könnte ein Grund dafür sein, dass sich die Entwicklung neuer Medikamente für Diabetes und Adipositas bisher so schwierig gestaltete.“ 

Um das alte Modell der Kontrolle von Nahrungsaufnahme und Körperstoffwechsel durch Nervenzellen im Gehirn jetzt durch ein Konzept zu ersetzen, bei dem auch Astrozyten und eventuell sogar Immunzellen des Gehirns eine wichtige Rolle spielen, müssen zahlreiche neue Studien auf den Weg gebracht werden, so die Wissenschaftler. 

Erst wenn das Zusammenspiel dieser verschiedenen Zellen etwas besser verstanden ist, gelte es dann, Wege und Stoffe zu finden, wie man in diese Signalketten eingreifen kann, um eventuell Zuckerabhängigkeit zu unterbinden und letztlich die wachsende Zahl an Zuckerkranken und Übergewichtigen besser behandeln zu können. “Da liegt sehr viel Arbeit vor uns,” so Garcia-Caceres, “aber wenigstens wissen wir jetzt, in welchen Zellen wir suchen müssen.”

Weitere Informationen

Hintergrund:
* Astrozyten sind die häufigsten Zellen im Gehirn. Unter anderem bilden sie die Bluthirnschranke, indem sie die im Hirn verlaufenden Blutgefäße umschließen und nur bestimmte Stoffe gezielt zu den Nervenzellen durchlassen.
  • Erst vor kurzem hatten die Wissenschaftler bereits gezeigt, dass Astrozyten auch auf das Stoffwechselhormon Leptin reagieren (Kim et al., 2014). Dieses ist ein wichtiger Faktor für das Sättigungsgefühl. 

Da nun sowohl Leptin als auch Insulin nachweislich auf Astrozyten Einfluss haben, schlagen die Forscher vor, ein neues Modell zu entwickeln, was neben den Nervenzellen auch die Astrozyten als Stellschrauben des Stoffwechsels und des Hungergefühls berücksichtigt. 

Von dem dann detaillierteren Bild erhoffen sie sich neue Perspektiven für die Entwicklung von Medikamenten.

Original-Publikation:
Caceres, C. et al. (2016): Astrocytic insulin signaling couples brain glucose uptake with nutrient availability, Cell, DOI: 10.1016/j.cell.2016.07.028
http://www.cell.com/cell/fulltext/S0092-8674(16)30974-6

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. http://www.helmholtz-muenchen.de

Die Technische Universität München (TUM) ist mit mehr als 500 Professorinnen und Professoren, rund 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 39.000 Studierenden eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, ergänzt um Wirtschafts- und Bildungswissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit einem Campus in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Kairo, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands. http://www.tum.de

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e.V. ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner. http://www.dzd-ev.de

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https://www.helmholtz-muenchen.de/forschung/forschungsexzellenz/forscherportraet... - Portrait Matthias Tschöp

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Regeneration von Blutgefäßen - Umgehungskreisläufe - Kollateralgefäße - natürlicher Bypass

Medizin am Abend Berlin Fazit: Verschlüsse von Blutgefäßen: Wissenschaftler klären Mechanismus der zellulären Selbstheilung auf

Prof. Dr. Klaus T. Preissner vom Institut für Biochemie der Universität Gießen publiziert mit Kolleginnen und Kollegen von der LMU München im Fachjournal „CELL Reports“ zum Thema „Regeneration von Blutgefäßen“ 

 Prof. Dr. Klaus T. Preissner Foto: Franz Möller (Archiv JLU-Pressestelle)
 Prof. Dr. Klaus T. Preissner Foto: Franz Möller (Archiv JLU-Pressestelle)
 
  • Blutgefäße sind das erste Organisations- und Transportsystem unseres Körpers schon während der Embryonalphase. 

Ohne Blutgefäße wären das Körperwachstum, und damit auch die Bildung von neuen Geweben und Organen, nicht möglich. Im Fokus neuer Forschungsarbeiten, deren Ergebnisse jetzt im Fachjournal „CELL Reports“ publiziert wurden, stehen zelluläre Prozesse, die für die Selbstheilung des Körpers eine immens wichtige Rolle spielen. Autoren der Publikation mit dem Titel Perivascular mast cells govern shear stress-induced arteriogenesis by orchestrating leukocyte function sind Prof. Dr. Klaus T. Preissner vom Institut für Biochemie am Fachbereich 11 – Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und Prof. Dr. Elisabeth Deindl vom Walter-Brendel-Zentrum für Experimentelle Medizin der LMU München sowie weitere internationale Kooperationspartner.

Bei der Arbeit handelt es sich um ein Kooperationsprojekt zwischen JLU Gießen, LMU München und MPI Bad Nauheim. Prof. Deindl hatte die Federführung insgesamt inne; Prof. Preissner koordinierte die Arbeiten in Hessen. Den Expertinnen und Experten ist es gelungen, den Mechanismus der Selbstheilung bei Blutgefäßverschlüssen zu verstehen:

Eine regelrechte Kaskade von zellulären Vorgängen ist dafür verantwortlich, dass der menschliche Körper im Falle von Gefäßverschlüssen sogenannte Umgehungskreisläufe („Kollateralgefäße“) bilden kann. 

Eine Schlüsselfunktion kommt dabei den Mastzellen zu.

Wie erstaunlich die Selbstheilungskräfte des Körpers wirken, erklärt Prof. Preissner:

  • Bei Sauerstoffarmut komme es zur Aussprossung von neuen Kapillaren aus bestehenden Gefäßen – der Fachmann spricht von Angiogenese – oder zur Vergrößerung von Arterien aus bereits vorhandenen kleinen arteriellen Verbindungen (Arteriogenese). 
Das Wachstum solcher als „Umgehungskreisläufe“ oder „Kollateral-Arterien“ bezeichneten Gefäße werde etwa durch den Verschluss einer größeren benachbarten Arterie ausgelöst: „Damit stellt der Körper im Herzen oder in anderen Organen eine oft lebensrettende Maßnahme zur Verfügung“. Es handelt sich, so der Biochemiker, „um die einzige physiologisch effiziente Form des Blutgefäßwachstums, die Defizite der Blutzirkulation nach arteriellen Verschlüssen ausgleicht“.

  • Gefäßverengungen, beispielsweise in Herzkranzarterien als Folge von sogenannten atherosklerotischen Plaques, führen zur Minderdurchblutung (Ischämie) des Organs und zur koronaren Herzkrankheit: 

  • Die Folge sind vielen Patientinnen und Patienten aus leidvoller Erfahrung als Angina pectoris oder Linksherzinsuffizienz bekannt. 

  • Eine chronische Ischämie kann schließlich zum Absterben der Herzmuskelzellen und zum Herzinfarkt führen.

Abhilfe kann ein „natürlicher Bypass“ bringen: Aufgrund seiner „Selbstheilungskräfte“ besitzt der menschliche Körper das Potenzial, einer dauerhaften Minderdurchblutung durch die Bildung von Kollateralgefäßen entgegenzuwirken.  

Der Gefäßdurchmesser wird durch diese Arteriogenese auf das bis zu 20-fache gesteigert, was vielfach eine ausreichende Blutversorgung ermöglicht. 

  • „Viele Patientinnen und Patienten, die einen nicht wahrgenommenen Gefäßverschluss hinter sich haben, wissen gar nicht, dass sie natürliche Bypässe durch den beschriebenen Prozess gebildet haben“, erläutert Prof. Deindl.

Dennoch stößt die „Selbstheilung“ an ihre Grenzen, wie Prof. Preissner ergänzt.

Eine arterielle Verschlusskrankheit, die durch eine Thrombose bedingt ist, laufe meistens zu schnell ab, so dass der langsamere Prozess der Arteriogenese mit seiner Regenerationswirkung zu spät einsetzt.

Die herausragenden Forschungsarbeiten von Prof. Dr. Wolfang Schaper und seiner Gruppe am Max-Planck-Institut in Bad Nauheim in den 1980iger und 1990iger Jahren haben grundlegende Mechanismen der Arteriogenese aufgeklärt.

Neben den geänderten physikalischen Kräften des Blutstromes wie der Schubspannung im verengten Gefäß, sind es die größten Abwehrzellen im Blut (Monozyten), die das Kollateralwachstum positiv beeinflussen. 

Allerdings war bislang unklar, wie sich Strömungsunterschiede im Blut auf das Wachstum von Gefäßwandzellen außerhalb des Blutes auswirken.

Grundlegende Zusammenhänge konnten im Rahmen der Gießener und Münchner Forschungskooperation zusammen mit weiteren internationalen Kooperationspartnern geklärt werden:

Die Forscherinnen und Forscher machten die in der direkten Nachbarschaft zu Blutgefäßen liegenden Mastzellen als „Dirigenten“ für eine erfolgreiche Arteriogenese aus.

Mastzellen wurden zum ersten Mal bereits von Paul Ehrlich 1878 beschrieben.

Sie stellen die Nummer-eins-Alarmzellen des körpereigenen Immunsystems dar und sind reich an entzündlichen Inhaltsstoffen, die sofort nach Zellaktivierung freigesetzt werden. 

  • Bekannt vor allem für ihre entscheidende Rolle bei allergischen Reaktionen, sind die Mastzellen auch an weiteren Prozessen wie Wundheilung und Blutgefäßstabilisierung beteiligt.

Die Autoren der in „CELL Reports“ erschienenen Veröffentlichung fanden nun heraus, dass eine Kaskade von zellulären Vorgängen für die Kollateralgefäßbildung verantwortlich ist, die bis hin zur massiven Ausbreitung von Wachstumsfaktoren reicht.

Ausgehend von im Blutstrom gestressten Blutplättchen, die mit Leukozyten Komplexe bilden, werden Sauerstoffradikale ins Gewebe abgegeben und erreichen dort die Mastzellen, die ihrerseits mit einer massiven Freisetzung von Wachstumsfaktoren (Zytokinen) reagieren, damit Abwehrzellen (Monozyten) anlocken und stimulieren. 

Insgesamt setzen diese Zellen so viele Mediatoren frei, dass der entscheidende Prozess der Arteriogenese für die folgenden sieben bis zehn Tage in Gang gesetzt wird. 

Ist die Aktivierung von Mastzellen dagegen blockiert oder fehlen diese Zellen, unterbleibt die Bildung der Umgehungskreisläufe. Das Gewebe ist nicht in der Lage, sich zu regenerieren.

Bei der beschriebenen Abfolge der Reaktionen handelt es sich um die zelluläre Reaktionskette der angeborenen Immunabwehr.

Die an der Publikation beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind überzeugt davon, dass die Immunzellen unter dem Dirigat der Mastzellen viel mehr als nur den natürlichen Entzündungsprozess steuern und maßgeblich die Gefäß- und Gewebsregeneration regulieren.

Aufgrund ihrer Beobachtungen hoffen die Forscherinnen und Forscher, demnächst auch neue Therapieformen zu entwickeln. Ziel ist es, die Selbstheilungskräfte des Körpers für das Gefäßwachstum in durch Ischämie betroffenen Gewebsarealen zu mobilisieren.

Hier könnten Methoden, die die Mastzellen stimulieren, zum Einsatz kommen, um von Gefäßverschlüssen betroffene Gewebe oder Organe durch nicht-chirurgische Verfahren vor dem Absterben zu retten.

Publikation
O. Chillo, (…), K.T. Preissner, E. Deindl: Perivascular mast cells govern shear stress-induced arteriogenesis by orchestrating leukocyte function. Cell Reports, August 2016
DOI: 10.1016/j.celrep.2016.07.040

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Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz): Eisenmangel - Eisentherapie-Verschreibung

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Warum Eisen dem Herzen hilft

Eisenmangel verschlimmert Herzinsuffizienz / Prozess ist umkehrbar / MHH-Forscher haben Grund herausgefunden / Veröffentlichung im „European Heart Journal“ 
 Professor Dr. Kai Wollert und Professor Dr. Tibor Kempf (von links).
Professor Dr. Kai Wollert und Professor Dr. Tibor Kempf (von links). Quelle „MHH/Kaiser“.



Menschen mit Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) leiden häufig an einem Eisenmangel.

  • Wenn sie dann mit Eisen behandelt werden, fühlen sich die Patienten besser, sind belastbarer, müssen seltener ins Krankenhaus und leben womöglich länger. 

Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben nun herausgefunden, warum das so ist: Sie haben den zugrunde liegenden Mechanismus beschrieben und in der angesehenen Fachzeitschrift „European Heart Journal“ veröffentlicht. Damit erklären sie nicht nur die positiven Effekte einer Therapie mit Eisen, die Ärzte und Patienten schon länger beobachten, sondern auch, warum Eisen so wichtig für die Funktion des Herzens ist.

Eisen ist ein Spurenelement, das alle Lebewesen mit der Nahrung aufnehmen müssen. 

Seit einigen Jahren weiß man, dass bereits ein leichter Eisenmangel bei Herzinsuffizienz nachteilig ist, selbst wenn noch keine Blutarmut (Anämie) vorliegt.

Bei Eisenmangelanämie können nicht genug rote Blutkörperchen gebildet werden, die den Sauerstoff im Körper transportieren.

Hier ist es offensichtlich, dass man schnell müde wird und körperlich schlechter belastbar ist.

„Eisen ist aber nicht nur für den Sauerstofftransport wichtig, sondern wird auch in den Kraftwerken der Zelle, den Mitochondrien, benötigt.

Bei Eisenmangel können die Mitochondrien weniger Energie produzieren.

Gerade der Herzmuskel ist aber für seine Pumpfunktion auf eine hohe Energiezufuhr angewiesen“, erläutert Professor Dr. Tibor Kempf, der die Arbeiten gemeinsam mit Professor Dr. Kai Wollert durchgeführt hat.

Die beiden Wissenschaftler der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie arbeiteten dabei mit Dr. Bruno Galy und Professor Dr. Matthias Hentze aus Heidelberg zusammen. Erstautorin der Veröffentlichung ist Saba Haddad, die diese Studie im Rahmen ihrer Promotionsarbeit bei Professor Kempf durchführte.

Um herauszufinden, wie der Eisenhaushalt in Herzmuskelzellen reguliert wird, haben die Forscher sogenannte Irp-Proteine in Herzmuskelzellen ausgeschaltet. „Irp-Proteine regulieren den Eisengehalt der Zelle. Werden Irp-Proteine inaktiviert, kann weniger Eisen in die Zelle aufgenommen werden. Für lebenswichtige Stoffwechselvorgänge steht nicht mehr genügend Eisen zur Verfügung, die Mitochondrien können dann schlechter arbeiten“, erläutert Professor Wollert.

  • Mäuse, bei denen die Irp-Proteine ausgeschaltet wurden, entwickelten einen Eisenmangel im Herzen, nicht jedoch im Blut und in anderen Organen. 

Unter Ruhebedingungen merkte man den Tieren nichts an, doch bei körperlicher Belastung konnten ihre Herzen die Pumpfunktion nicht steigern; nach Herzinfarkt entwickelten die Tiere eine ausgeprägte Herzinsuffizienz.

Ursache war eine zu geringe Energieproduktion in den Mitochondrien. Als die MHH-Forscher den Mäusen Eisen verabreichten, konnten diese ihre Eisenspeicher im Herzen auffüllen, die Herzmuskelzellen produzierten wieder ausreichend Energie, und die Herzfunktion normalisierte sich.

Die Herzinsuffizienz zählt zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland und wird durch Herzinfarkte, Bluthochdruck oder Herzklappenfehler verursacht. 

Weitere Ergebnisse der MHH-Forscher zeigen, dass eine verminderte Aktivität der Irp-Proteine auch bei Patienten eine Rolle spielt.

„Eisenmangel ist also nicht nur ein Zeichen für eine schlechte Prognose, sondern auch Ursache für die schlechte Prognose von Patienten mit Herzinsuffizienz. Und er kann leicht behoben werden“, betont Professor Dr. Johann Bauersachs, Direktor der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie.


  • Seit diesem Jahr wird es Medizinern in den neuen Leitlinien empfohlen, Patienten mit Herzinsuffizienz Eisen zu verschreiben, wenn sie einen Eisenmangel haben. 
Mehrere klinische Studien überprüfen derzeit, ob die Eisengabe nicht nur Symptome verbessern, sondern auch das Leben der Patienten verlängern kann.

Die Originalpublikation „Iron-regulatory proteins secure iron availability in cardiomyocytes to prevent heart failure“ finden Sie im Internet unter: http://dx.doi.org/10.1093/eurheartj/ehw333 oder http://eurheartj.oxfordjournals.org/cgi/reprint/ehw333?ijkey=IzMVC83LL0C7ag9&...

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