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Frage: Mehr Gewalt im Kinderzimmer durch LEGO Spielzeug?

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Mehr Gewalt im Kinderzimmer durch LEGO Spielzeug

Einer Studie der neuseeländischen University of Canterbury zufolge sind LEGO Produkte keinesfalls nur harmloses Spielzeug, denn Anzahl der Waffenbausteine und Gewaltdarstellungen haben sich in den letzten Jahren erheblich erhöht. 

 Dr. Christoph Bartneck - LEGO kein friedliches Spielzeug
 Dr. Christoph Bartneck - LEGO kein friedliches Spielzeug
University of Canterbury, Neuseeland
 
  • Wie Wissenschaftler der University of Canterbury in Neuseeland herausgefunden haben, sind LEGO Spielzeuge in den letzten Jahren immer gewalttätiger geworden. 

Ihr Forschungsbericht wurde kürzlich im Wissenschaftsjournal PLOS ONE veröffentlicht. Er beweist, dass der behauptete Grundsatz des Unternehmens, mit seinen Spielzeugen Gewalt als primären Spielanreiz zu verhindern, der Realität nicht entspricht.

Stattdessen sind die neuen Produkte darauf ausgerichtet, in spielerischen Konfliktsituationen das imaginär Böse mit Aggression zu bekämpfen.

Das interdisziplinäre Forscherteam des University of Canterbury´s Human Interface Technology Laboratory New Zealand, oder auch HIT Lab NZ, hat sich intensiv mit dem Umgang von Menschen mit Technologien und Medien auseinandergesetzt. Um das Gewaltpotenzial in Medien zu beurteilen, entwickelte das Forscherteam ein Messinstrument, welches den Gewaltanteil in Bildern und anderen Medien auswerten kann.

  • Heutzutage ist die Darstellung von Gewalt nicht nur im Fernsehen oder in Videospielen, sondern auch in Kinderspielzeug allgegenwärtig. 
Dr Christoph Bartneck, Professor am HIT Lab NZ und Hauptautor der Forschungsarbeit, betont, dass Kinder immer noch viel mit greifbaren Spielzeugen, wie Puppen, Autos und auch LEGO-Steinen, spielen, obwohl Fernsehen und Videospiele mittlerweile eine wichtige Rolle im Leben von Kindern einnehmen.

  • LEGO bot sich besonders gut als Forschungsgrundlage an, da sich die Grundidee des Produkts im Laufe der Jahrzehnte nicht verändert hat und dadurch ermöglicht wird, Entwicklungen bezüglich der Darstellung von Gewalt über einen längeren Zeitraum zu untersuchen.

Die Forscher der University of Canterbury fanden nun heraus, dass LEGO Spielzeuge in den letzten Jahrzehnten in ihrer Darstellung gewalttätiger geworden sind.

So hat sich die Anzahl von Waffenbausteinen um fast 30% erhöht, und jedes Set enthält nun mindestens einen Waffenbaustein. Des Weiteren hat sich auch die Abbildung von Gewalttätigkeiten in den LEGO Katalogen jährlich um 19% erhöht, so dass fast 40% der Seiten heutzutage beispielsweise Szenen von Schusswechseln oder anderen Gewalttaten darstellen.
Demzufolge scheinen die LEGO Produkte nicht mehr so unschuldig zu sein, wie sie einst wahrgenommen wurden, sagt Dr Bartneck.
Das Unternehmen LEGO bekräftigt regelmäßig, dass Gewaltszenen im LEGO Universum normalerweise in einem humorvollen Kontext dargestellt werden.
Die Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass in den Szenen keine humorvolle Atmosphäre vorherrscht.
Materialzerstörung ist die übliche Konsequenz der Kampfszenen, gefolgt von leichten Verletzungen.


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Die Pille verändert mich.....! Die olfaktorische Kommunikation - Dein Parfum Naturel...!

Medizin am Abend Berlin Fazit: Dresdner Riechforscher: Das Geheimnis eines erfüllten Liebeslebens ist der passende Geruch

Dass die Schönheit allein im Auge des Betrachters liegt, ist heute hinlänglich widerlegt. Menschen suchen bei der Partnerwahl nicht nur die visuellen Reize - sie sind auch recht versiert, was die olfaktorische Kommunikation angeht. Dabei ist weniger entscheidend, welcher Designerduft dem Heer an Paarungswilligen unter die Nase gehalten wird, viel wichtiger ist bei der Partnerwahl der natürliche Duft von Mann und Frau. Und dieses „Parfum naturel“ ist quasi ein Spiegelbild unseres Genpools. Das unterstreichen auch die Ergebnisse der Forschungsarbeit von Jana Kromer an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus, TU Dresden. 

Die junge Wissenschaftlerin Jana Kromer hat die Erkenntnisse des natürlichen Dufts von Mann und Frau bei der Partnerwahl in einer Doktorarbeit zusammengefasst und publiziert.
Die junge Wissenschaftlerin Jana Kromer hat die Erkenntnisse des natürlichen Dufts von Mann und Frau bei der Partnerwahl in einer Doktorarbeit zusammengefasst und publiziert.
Foto: Medizinische Fakultät der TU Dresden/Stephan Wiegand


  • Es ist mehr als nur eine Laune der Natur, dass wir alle ganz unterschiedliche Duftstoffe ausdünsten. 

Die sind nicht jedermanns oder jederfraus Sache, aber in aller Regel findet sich zu jeder speziellen Variante ein sinnlicher Genießer. Dabei finden wir die Note am besten, die uns relativ große genetische Unterschiede signalisiert. Jana Kromer hat dieses Wissen jetzt genauer aus einer wissenschaftlichen Perspektive beleuchtet, und dabei sind ganz interessante Ergebnisse offenkundig geworden – die man vielleicht immer wieder beobachtet hat, aber nie richtig beschreiben konnte. „Es zeigte sich die Tendenz, dass Paare, die in den HLA-Allelen Klasse I nicht übereinstimmen, den Körpergeruch, die Sexualität besser bewerten als Paare, die gleiche HLA-Allele besitzen.

Auf den Punkt gebracht heißt das nichts anderes als ‚opposites attract‘“, sagt die junge Wissenschaftlerin, die diese Erkenntnisse unlängst in einer Doktorarbeit zusammengefasst und publiziert hat. Betreut wurde sie dabei von Experten für Riechen und Schmecken, Dr. Ilona Croy und Prof. Thomas Hummel an der Klinik für Psychosomatik beziehungsweise dem interdisziplinären Zentrum „Riechen und Schmecken“ am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus.

„Auch ich bin davon ausgegangen“, sagt Jana Kromer, „dass das Sozialverhalten und die Liebe ganz einfach nach einem Zufallsprinzip funktionieren, dann finden zwei Menschen sich interessant und es passt oder eben nicht.“
Dass die Natur wenig dem Zufall überlässt, wird bei derartigen Untersuchungen nur allzu deutlich. Und die Doktorandin sagt weiter: „Selten habe ich so einen Spaß bei der Arbeit gehabt. Umso mehr Fragen gestellt wurden, desto klarer wurden die Antworten. Ich bin in den letzten Jahren immer wieder von Teilnehmern der Studie gefragt worden, ob zwei Menschen gut zusammenpassen, ob sie sich auch in einigen Jahren noch attraktiv finden und ob es sinnvoll ist zu heiraten. Aber ich sehe mich nicht unbedingt als Partnervermittlerin – auch wenn es schön ist zu sehen, warum manche Paare über viele Jahre miteinander harmonieren.“

Besonders standen die HLA-Allele der Klasse I und II im Focus der Untersuchungen. 
  • Diese Immunrezeptoren findet man an den Zelloberflächen, und sie können vom Menschen wahrgenommen werden. . „Der Geruchssinn arbeitet hier im Unterbewusstsein und übernimmt teilweise die Steuerung bei der Partnersuche“, erklärt Jana Kromer. Mann und Frau erschnüffeln sich so, ohne einen Gedanken daran zu verlieren, ihren idealen Liebhaber oder Liebhaberin, mit dem es evolutionstechnisch perfekt wäre, die Reproduktion zu starten, weil beide sehr unterschiedlich in bestimmten Erbanlagen sind.
  • Der Vorteil liegt klar auf der Hand, eine größere Vielfalt heißt auch bessere Chancen, sich auf Krankheiten einzustellen, körpereigene Heilungsprozesse zu organisieren und ein besserer Schutz vor Mutationen. 

„Als Erklärung hierfür wird der evolutionäre Vorteil für die Nachkommen gesehen. Durch die kodominante Expression der HLA-Allele werden die Nachkommen heterozygote HLA-Allelträger, wenn die Eltern unterschiedliche HLA-Allele besitzen. So ergibt sich für die Nachkommen ein breiteres Spektrum, um spezifisch gegen pathogene Antigene zu agieren.“ Konkret heißt das: weniger Infekte, weniger Autoimmunerkrankungen, weniger Allergien.

Insgesamt wurden über 250 Paare zwischen 18 und 60 Jahren befragt, wie zufrieden sie mit ihrer Beziehung sind, ob sie einen Kinderwunsch haben und wie aufregend sie ihr gemeinsames Sexualleben finden. Den Versuchspersonen wurde dann eine Speichelprobe entnommen und die fraglichen Gene miteinander verglichen. 

Je nachdem, wie unterschiedlich ihre untersuchten Gene waren, desto mehr Anziehungskraft hatten die Partner aufeinander. 

Allerdings veränderte sich diese Wirkung bisweilen, beispielsweise durch die Einnahme der Pille.

Die vorliegende Promotion ist damit die erste wissenschaftliche Erhebung, die eine große Probandengruppe untersucht und erstmals den Kinderwunsch mit einbezogen hat.

„Zudem konnten wir eine hohe Genauflösung im Labor durchführen“, sagt Jana Kromer und ist erstaunt über die vielfältige Resonanz, die es bereits heute auf die Forschungsarbeit gibt. Interesse an dieser Arbeit hat auch bereits die Industrie, die heute die wissenschaftlichen Daten wahrscheinlich gern dazu verwenden würde, um ein ganz individuelles Parfüm zu kreieren – einen Duft, der zu dem eigenen Genpool passt.

Infokasten
Die Gene für nahezu alle HLA-Proteine befinden sich auf dem Chromosom 6. Sie sind Teil des angeborenen Immunsystems. Sie erkennen den Unterschied von pathogenen Eindringlingen und sind wichtig für die Differenzierung von Eigen- und Fremdmaterial, beispielsweise bei einer Organtransplantation. Ihre Eigenschaften werden codominant vererbt und als Duftstoffe über die Nase unterbewusst wahrgenommen. Bei vielen unterschiedlichen HLA-Allelen besitzt der Mensch ein entsprechend breites Spektrum an Immunrezeptoren, der Organismus erkennt so viele Parasiten und Viren.

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360° TOP-Thema: Rettungsstelle-KANZEL: Mangelernährung in Deutschland! Wie kann es das im Jahr 2016 geben?

Medizin am Abend Berlin Fazit: „Patienten mit Mangelernährung haben ein höheres Risiko zu sterben“

Wer sich ausgewogen ernährt, beeinflusst Wohlbefinden und Abwehrkräfte. 

Und beeinflusst im Krankheitsfall auch Dauer und Erfolg von Therapien sowie Schwere und Häufigkeit von Komplikationen – was gerade bei der Behandlung von betagten Patienten entscheidend sein kann. Ein Faktor, der trotzdem im Klinikalltag oft übersehen wird, wie die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) erkannt hat. Dabei sind bis zu zwei Drittel der geriatrischen Patienten von einer Mangelernährung betroffen. 

Wie Mediziner ihren Blick schulen können, darüber sprechen im Interview Ernährungswissenschaftlerin Mareike Maurmann und Dr. med. Andreas Leischker, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am Alexianer in Krefeld. 

     Dr. Andreas Leischker, M. A.
     Chefarzt  Dr.  Andreas Leischker, M. A.

Mangelernährung in Deutschland! Wie kann es das im Jahr 2016 geben?


Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Patientenwohl als ethischer Maßstab für das Krankenhaus


Dr. Andreas Leischker: Eigentlich sollte es 2016 überhaupt keine Mangelernährung mehr geben! Aber auch in den Industrieländern ist Mangelernährung häufig. Grundsätzlich sind alle Altersgruppen betroffen. Bei älteren Menschen steigt die Prävalenz aber deutlich. Die Gründe sind unterschiedlich: Häufig sind körperliche und psychische Erkrankungen die Ursache für einen verminderten Appetit.

Weitere Gründe für eine einseitige Lebensmittelauswahl und eine verringerte Nahrungsaufnahme können soziale Aspekte, wie zum Beispiel der Verlust des Partners und die steigende Hilfsbedürftigkeit sein. Wir dürfen aber auch nicht ausblenden, dass auch die Altersarmut dazu führen kann, dass älteren Menschen die finanziellen Mittel für eine gesunde Ernährung fehlen.

Mareike Maurmann: Es sind auch körperliche Veränderungen im Alter wie zum Beispiel der Zahnverlust (eine lockere Prothese), ein veränderter Geruchs- und Geschmackssinn, Immobilität und Bewegungseinschränkungen, die zu einer verringerten Nahrungsaufnahme führen können. Dazu kommen Erkrankungen wie zum Beispiel ein Schlaganfall mit Schluckstörung oder solche, die den Gastrointestinaltrakt betreffen, vielleicht sogar ein künstlicher Darmausgang.

All das kann zu Appetitlosigkeit, Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme oder einer schlechten Resorption führen.

  • Bis die Mangelernährung so offensichtlich wird, dass das Umfeld der Betroffenen aufmerksam wird, kann es ziemlich lange dauern. Hier ist eine stärkere Aufklärung bei Angehörigen und Hausärzten gefragt.

Warum ist es so wichtig, eine Mangelernährung zu erkennen?

Leischker: Patienten mit Mangelernährung haben ein deutlich höheres Risiko zu sterben oder schwere Komplikationen zu entwickeln. Die Krankenhausverweildauer von mangelernährten Patienten ist deutlich länger. Durch eine gute Ernährungstherapie können Krankenhäuser also nicht nur Todesfälle und Komplikationen vermeiden, sondern auch – durch kürzere Verweildauern – Geld sparen.

  • Leider hat sich diese Erkenntnis bei den meisten Krankenhausleitungen bisher noch nicht durchgesetzt. Eine ausgewogene Ernährung ist extrem wichtig für das Wohlbefinden unserer Patienten.

Maurmann: Das sehe ich ähnlich. Durch eine unbehandelte Mangelernährung sinkt die Immunkompetenz, zudem verschlechtern sich der Allgemeinzustand und die Prognose. Die psychische Verfassung und die Therapietoleranz nehmen ab. Die Infektionsrate, -dauer und -schwere nehmen zu, auch die Komplikationsrate und die Gefahr von Immobilität und Stürzen steigen.

  • Außerdem kommt es häufiger zu Wundheilungsstörung. 

Insgesamt nimmt also die Pflege- und Hilfsbedürftigkeit des Patienten zu. Die Mangelernährung sollte also immer mit behandelt werden beziehungsweise muss viel stärker in den Fokus von Ärzten und Therapeuten rücken.

Warum sind Ärzte und Kliniken nicht genügend sensibilisiert für das Thema? Was müsste hier verbessert werden?

Maurmann: Es gibt zum Glück einige Ärzte, die das Thema sehr ernst nehmen. Aber aus meiner Erfahrung ist die Mehrzahl der Mediziner leider nicht für das Thema Mangelernährung sensibilisiert. Es gibt auch nur wenige Kliniken, die Ernährungsfachkräfte in ausreichender Zahl beschäftigen, die diese Patienten intensiv betreuen können, obwohl viele Studien die Wirksamkeit einer solchen Therapie belegen. Für eine Klinik ist die Einstellung einer Ernährungsfachkraft, die die Schnittstelle eines interdisziplinären Teams aus Ärzten, Logopäden und den Mitarbeitern der Diätküche, darstellen könnte, leider auch eine Kostenfrage.

Die Diagnose Mangelernährung kann zwar abgerechnet werden, wirkt sich in der Geriatrie aber nur in den wenigsten Fällen schweregradsteigernd aus. Damit kann sich diese Stelle in der Geriatrie nicht durch ihre Arbeit selbst finanzieren. Die Behandlung muss mit den Krankenkassen abgerechnet werden können, das heißt hier muss das Thema Ernährungstherapie auch bei der Berechnung des Case Mix Index eine Rolle spielen. Denn ich bin überzeugt, wenn die Kliniken adäquat Geld für diese Therapie bekommen würden, stünden sie auch mehr im Fokus.

Leischker: Leider glauben auch viele Ärzte, alles über Ernährung zu wissen – nach dem Motto: „Ich kann doch selbst gut essen.“ In der Tat fehlt es diesen fast immer an grundsätzlichen Kenntnissen aus der Ernährungsmedizin. Kein Wunder, im Medizinstudium ist das Thema noch eindeutig unterrepräsentiert. Hier sind die Universitäten gefordert, die Ernährungsmedizin in die Curricula zu verankern. In den Curricula der Facharztweiterbildungen kommt dieser Komplex zwar vor, wird aber leider oft in der Praxis vernachlässigt. Sinnvoll wäre es, wenn jede Klinik je nach Größe eine Mindestzahl an Ärzten mit ernährungsmedizinischer Zusatzqualifikation beschäftigen müsste. Diese könnten dann ihr Wissen auch an die Assistenzärzte weitergeben.


Woran erkennen Sie, dass eine Person an Mangelernährung leidet?

Maurmann: Bei der Mangelernährung muss zunächst zwischen einer Unterernährung und einer Fehlernährung unterschieden werden.

  • Bei der Unterernährung kann der Patient seinen Energiebedarf nicht decken, sodass es zu einer allgemeinen Unterversorgung kommt, die meist durch einen Protein- und Energiemangel dominiert wird. 

Durch den Energiemangel kommt es recht schnell zu einem ungewollten Gewichtsverlust, der besonders zu Lasten der Muskelmasse geht. Diese Patienten sind insgesamt geschwächt, häufig antriebslos und müde.

Von einer Fehlernährung wiederum können nicht nur untergewichtige, sondern auch normalgewichtige und übergewichtige Patienten betroffen sein. Diese wird meist von einer sehr einseitigen Ernährung verursacht.

  • Es gibt auffällige Symptome, die von stumpfen Haaren und brüchigen Fingernägeln über Entzündungen von Mundschleimhaut, Zahnfleisch und Lippen bis hin zu Hautblutungen und schuppendem Hautauschlag reichen. 
  • Verwirrtheit oder eine periphere Neuropathie können ebenfalls Hinweise für eine Fehlernährung sein. 
In der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) für klinische Ernährung in der Geriatrie wurde 2013 schon darauf hingewiesen, dass in Langzeitpflegeeinrichtungen und Krankenhäusern bis zu zwei Drittel der geriatrischen Patienten von einer Mangelernährung betroffen sind, sodass hier großer Handlungsbedarf besteht.

Leischker: Der Verdacht auf eine Mangelernährung ergibt sich für den Erfahrenen häufig bereits aus dem ersten klinischen Eindruck: dünne Körperstatur, eingefallene Wangen... Bei einem Verdacht sollte zunächst ein Screening auf Mangelernährung erfolgen. Sehr gut validiert und schnell durchführbar ist die Kurzform des Mini Nutritional Assessments (MNA-SF). 

  • Die Formulare hierfür sind in allen gängigen Sprachen kostenlos im Internet verfügbar. 

Das Screening kann von Ernährungsberatern, Pflegepersonal oder Ärzten durchgeführt werden. Weitere gut validierte Verfahren sind das Nutritional Risk Screening („Kondrup-Score“) und die „Langversion“ des MNA (siehe Links weiter unten). 

Idealerweise sollte bei allen stationären Patienten und bei allen Pflegeheimbewohnern ein Screening auf Mangelernährung erfolgen. Sofern sich der Verdacht bestätigt, erfolgt ein ausführlicheres Assessment.

Wenn die Mangelernährung erkannt ist, wie geht es weiter?

Leischker: Zunächst gilt es, leicht identifizierbare Ursachen in Angriff zu nehmen – dies reicht von der Anpassung eines neuen Zahnersatzes bis zur Therapie einer Depression. Unabhängig von der Ursache erfolgt immer eine Ernährungsberatung.

  • Dazu gehört die Gabe energiedichter Kost sowie die Anreicherung der Nahrung mit Sahne, Proteinen und anderen hochkalorigen Lebensmitteln. Ist dies nicht ausreichend, erfolgt die Verordnung von Trinknahrung.

Maurmann: Eine richtig typische Therapie gibt es in der Geriatrie eigentlich nicht, da jeder Patient andere Grunderkrankungen und andere Nährstoffdefizite mitbringt, die immer berücksichtigt werden müssen.

  • Wenn die Diagnose einer Mangelernährung gestellt wurde, sollte so früh wie möglich mit der Therapie begonnen werden, um einen weiteren Verlust der Muskelmasse und ein größer werdendes Nährstoffdefizit zu verhindern. 

Für die Therapie muss zunächst festgestellt werden, welche Form der Mangelernährung vorliegt und wodurch der Mangel entstanden ist.

Wenn keine Nebendiagnosen vorliegen, die einer spezielle Kostform bedürfen, der Gastrointestinaltrakt voll funktionsfähig ist und keine Schluckstörung vorliegt, wird bei einer Unterernährung zunächst die Wunschkost mit dem Patienten besprochen und dann die Ernährung so gestaltet, dass die Mahlzeiten den Kalorienbedarf decken können und alle Nährstoffe in ausreichender Menge enthalten sind. 

Zusätzlich werden Zwischenmahlzeiten angeboten und Trinknahrung bereitgestellt.

Bei einem spezifischen Nährstoffmangel werden vermehrt die Lebensmittel angeboten, die diesen Nährstoff enthalten. Auch Nahrungsergänzungsmittel können eingesetzt werden.  

Der Kostaufbau sollte bei einer Mangelernährung immer stufenweise erfolgen, da besonders bei Patienten, die mehrere Tage kaum etwas zu sich genommen haben, die Gefahr des Refeeding-Syndroms besteht.

  • Das bedeutet: Wenn sie nach langer Zeit der Unterernährung zu schnell normale Nahrungsmengen zu sich nehmen, kann es im Extremfall zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen.

Was können Senioren tun, um Mangelernährung vorzubeugen?

Leischker: Ausreichend und regelmäßig essen! Falls sie merken, dass sie Gewicht verlieren, nicht nur einen Arzt, sondern gleichzeitig auch eine Ernährungsberaterin aufsuchen.

Maurmann: Senioren sollten ein Auge auf sich und ihren Körper haben. Die Mahlzeiten sollten vielfältig und ausgewogen sein, also von jedem etwas. Bei Obst und Gemüse gilt: Bunt ist gesund. Wenn Lebensmittel aufgrund von Kau- oder Schluckbeschwerden nicht mehr gegessen werden können, sollte nach anderen Zubereitungsformen gesucht werden. Das frische Obst kann zum Beispiel zu einem Smoothie verarbeitet werden oder die Kartoffeln zu Kartoffelpüree. Auf die Risikonährstoffe wie Vitamin B12 (zum Beispiel in Fleisch, Fisch, Eiern), Folsäure (zum Beispiel in Hülsenfrüchten, grünem Blattgemüse, Leber, Nüssen), Calcium (zum Beispiel in Milchprodukten, Grünkohl, verschiedenen Kräutern, Mineralwasser) und Vitamin D (zum Beispiel in verschiedenen Fisch- und Pilzsorten) sollte ein besonderes Augenmerk liegen, da diese Nährstoffe im Alter durch verschiedene Erkrankungen häufig schlechter resorbiert oder zu wenig aufgenommen werden.

Sollte die Ernährung mit Supplementen unterstützt werden?

Leischker: Bei einer gesunden, abwechselnden Ernährung sind keine Supplemente erforderlich. Höchstens strenge Veganer benötigen Vitamin B 12 und häufig Eisen. Auch bei einigen Erkrankungen ist die Zugabe von Vitaminen und/oder Mineralstoffen erforderlich. Generell sollten Supplemente nur nach Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ernährungsberaterin zur Anwendung kommen. Denn Extra-Vitamine können sogar das Krebsrisiko erhöhen!

Maurmann: Nahrungsergänzungsmittel und Supplemente sind tatsächlich nur selten sinnvoll. Eine Ausnahme bildet hier meiner Meinung nach allerdings das Vitamin D, da es nicht in ausreichender Menge in der Nahrung vorkommt und wir es nur mit Hilfe des Sonnenlichts in der Haut synthetisieren können. Im Winter sollte daher über eine Ergänzung der Nahrung mit Vitamin D nachgedacht werden. Wenn möglich, ist die Aufnahme der Nährstoffe über Lebensmittel immer den Supplementen vorzuziehen, da durch das Zusammenspiel der vielen verschiedenen Inhaltsstoffe die Bioverfügbarkeit der einzelnen Nährstoffe steigt. Der Körper profitiert zusätzlich von der Vielfalt dieser Stoffe wie zum Beispiel den sekundären Pflanzenstoffen in Obst und Gemüse.

Mareike Maurmann
Mareike Maurmann

Und wenn der Mensch einfach keine Lust aufs Essen hat?

Maurmann: Appetitlosigkeit stellt ein schwer zu greifendes Problem dar.

  • Die Ursachen für Appetitlosigkeit sind extrem vielfältig und reichen von psychischem Stress, Sorgen und Ängsten über Schmerzen, Verdauungsprobleme, Infektionen und so weiter bis hin zu den Neben- und Wechselwirkungen der verschiedensten Medikamente. 

In einer ausführlichen Beratung sollte zunächst mit dem Patienten nach der Ursache der Appetitlosigkeit gesucht werden. Auch Gespräche mit einem Seelsorger oder einem Mitarbeiter des Sozialdienstes können hilfreich sein, um die Fragen der häuslichen Versorgung zu klären, die für die Patienten oft sehr bedrückend sind.

  • Das Absetzen oder Umstellen von Medikamenten oder das Anpassen der Schmerztherapie sind weitere eventuell hilfreiche Maßnahmen. 
  • Neben einer auf den Patienten abgestimmten Kostform, die auf Verdauungsprobleme wie Obstipation, Blähungen oder Diarrhoen eingeht, sollten auch die Gewohnheiten und Wünsche des Patienten berücksichtigt werden. 
  • Einer Mangelernährung kann gegebenenfalls durch die Gabe von Trinknahrung und Zwischenmahlzeiten vorgebeugt werden. 
  • Um nicht nur gegen die Ursachen, sondern auch gegen die Appetitlosigkeit selbst etwas zu tun, können zum Beispiel Gewürzpflanzen mit Bitterstoffen (zum Beispiel Anis, Fenchel, Kümmel, Rosmarin) eingesetzt werden, die appetitanregend und verdauungsfördernd wirken. 
Manchen Patienten hilft auch ein kleiner Schluck Pepsinwein vor dem Essen, der die appetitanregende Wirkung eines Aperitifs besitzt.

Die ernährungstherapeutische Betreuung ist hier wichtig, um immer wieder mit dem Patienten gemeinsam die Kostform anzupassen, verschiedene Lebensmittel zu probieren und die Therapie zu evaluieren.

Leischker: Und gerade ältere Menschen sollten in Gesellschaft essen.

  • Studien zufolge wird dann bis zu 20 Prozent mehr Nahrung verzehrt. 
Das Essen sollte appetitlich angerichtet sein. Ab und zu sollten ältere Menschen auch ein Restaurant besuchen – wegen der anderen Umgebung und der Abwechslung.

  • Aber auch viele Medikamente können Appetitlosigkeit verursachen. Ihre Indikation sollte daher kritisch geprüft werden. 

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Nina Meckel Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
http://www.mna-elderly.com/forms/MNA_german.pdf – Langform des Mini Nutritional Assessments (MNA)

http://www.dgem.de/materialien.htm – Nutritional Risk Screening („Kondrup-Score“)


http://www.ernaehrung-maurmann.de – Praxis für Ernährungsberatung und -therapie, Mareike Maurmann



Anhang

360° TOP-Hinweis GenderMedizin: Rettungsstelle-KANZEL: www.check-dein-spiel.de Fußball-Europameisterschaft

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Live-Sportwetten: riskantes Spiel!

BZgA warnt anlässlich der Fußball-Europameisterschaft vor Suchtpotenzial von Live-Sportwetten

Bei internationalen Turnieren wie aktuell der Fußball-Europameisterschaft haben Anbieter von Sportwetten Hochkonjunktur. Das Wetten auf die Ergebnisse der Spiele bei der Fußball-EM reizt viele Menschen. Bei geringen Wetteinsätzen stehen Spaß und Spannung im Vordergrund. Kritisch sind allerdings Live-Sportwetten und hier insbesondere Ereignis-Wetten, bei denen noch während des laufenden Spiels hohe Geldeinsätze auf Geschehnisse abgegeben werden können: Welche Mannschaft schießt zum Beispiel das erste Tor oder welcher Spieler sieht als erster eine gelbe Karte?

Die Ereignis-Wette verleitet Spieler dazu, deutlich mehr Geld auf deutlich mehr Ereignisse zu setzen als ursprünglich geplant. Live-Sportwetten bergen eine große Suchtgefahr. Wettende überschätzen ihre Kenntnisse und das persönliche Einschätzungsvermögen oft, was zu hohen Einsätzen mit entsprechenden Verlusten führen kann. Glücksspieler ignorieren dabei, dass im Sport der Spielausgang immer auch dem Zufall unterliegt.

  • Die aktuelle repräsentative Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigt, dass in Deutschland Männer etwa sechsmal häufiger an Sportwetten teilnehmen als Frauen.
  • Bei den Live-Wetten tippen Männer sogar achtmal häufiger als Frauen. 
Und: Junge Männer scheinen auch illegale Sportwetten interessant zu finden.

  • Die Teilnahme an illegalen Sportwetten ist unter jungen Männern im Alter von 18 bis 20 Jahren innerhalb von zwei Jahren von 5,7 Prozent (2013) auf 12,8 Prozent (2015) angestiegen. 

"Die Ergebnisse der BZgA belegen, dass 6,3 Prozent derjenigen Männer, die bei Sportwetten mitmachen, ein problematisches oder pathologisches Wettverhalten zeigen", sagt Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA.

"Unser Ziel ist es, vor allem junge Männer für die mit Sportwetten verbundenen Gefahren zu sensibilisieren und sie mit unseren Angeboten zu unterstützen, kritisch-verantwortungsvoll mit Sportwetten umzugehen."

BZgA-Angebote zur Prävention von Glücksspielsucht

- Die BZgA informiert zum Thema Sportwetten mit der Broschüre "Wetten, du gibst alles?" in sechs Sprachen (arabisch, englisch, polnisch, russisch, türkisch).

- Das BZgA-Internetportal http://www.check-dein-spiel.de bietet Interessierten, Betroffenen, Angehörigen und Multiplikatoren ausführliche Informationen rund um die Risiken von Glücksspielen sowie Hilfsangebote.

- Betroffene können auf http://www.check-dein-spiel.de u.a. in einem Selbsttest ihr Spielverhalten einschätzen lassen.

Individuelle Hilfe bietet eine Chat-Sprechstunde sowie ein Online-Ausstiegsprogramm. Über eine Suchfunktion gibt es Informationen zu wohnortnahen Anlaufstellen bei problematischem Glücksspielverhalten oder Glücksspielsucht.

- Unter der kostenlosen Rufnummer 0800-137 27 00 bietet die BZgA eine anonyme  telefonische Beratung bei Fragen zur Glücksspielsucht an.

- Kostenfreie Bestellmöglichkeit der Materialien zum Thema Glücksspielsucht:

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 50819 Köln, Fax: 0221-8992257
E-Mail: order@bzga.de oder unter http://www.bzga.de/infomaterialien

- Die BZgA-Repräsentativbefragung "Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland 2015" kann unter http://www.bzga.de/forschung/studien-untersuchungen/studien/gluecksspiel/ heruntergeladen werden.


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GenderMedizin: Menopause und die psychische Gesundheit der Frau (u.a Depression)

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Menopause führt nicht zu Depressionen

Obwohl einige US-Studien in den letzten Jahren die Menopause für die Entstehung von Depressionen verantwortlich machten, war der Zusammenhang nie ganz geklärt. 

Nun zeigt eine Studie von Forschenden der PUK und der ZHAW: 
  • Die Menopause hat keinen direkten Einfluss auf die psychische Gesundheit von Frauen.  
Die hormonellen Veränderungen der Wechseljahre können bei Frauen zu verschiedenen physischen und psychischen Veränderungen führen.

  • Oft wird die Menopause auch in Zusammenhang mit psychischen Problemen gebracht, allen voran mit Depressionen. 

Die Mehrheit der wissenschaftlichen Studien konnte dies zwar nicht belegen.

Allerdings erschienen in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren einige aufsehenerregende Studien aus den USA, die einen direkten Zusammenhang zwischen der Menopause und Depressionen hergestellt haben.

Die Forschenden Wulf Rössler und Jules Angst von der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich und Michael P. Hengartner von der ZHAW sind dieser Thematik nachgegangen und haben die Daten aus einer Langzeitstudie untersucht. Dazu wurden 168 Frauen vom 20. bis zum 50. Lebensjahr im Zeitraum von 1979 bis 2008 wiederholt zu psychischen Problemen befragt. ZHAW-Forscher Michael P. Hengartner zieht folgendes Fazit:

«Wir fanden bei Frauen in den Wechseljahren im Vergleich zur Zeit vor der Menopause kein erhöhtes Risiko für Depressionen oder andere psychische Störungen».

Menopause hat keinen Einfluss auf psychische Gesundheit


Gemäss der Studie traten psychische Probleme wie Angststörungen oder Depressionen in der Zeit während oder nach der Menopause nicht häufiger auf als in der Zeit vor der Menopause.

«Dies bedeutet, dass die Menopause die psychische Gesundheit nicht direkt beeinflusst», sagt Hengartner.

  • Hingegen entdeckten die Forschenden, dass im Alter zwischen 41 und 50 Jahren gewisse Persönlichkeitseigenschaften sowie familiär, beruflich oder finanziell verursachter Stress psychische Störungen bewirken können. 
  • Diese treten jedoch unabhängig von der Menopause auf und betreffen somit Frauen vor und nach der Menopause gleich häufig. Zudem spielen vorgängige psychische Probleme bei der Entstehung von Depressionen in dieser Altersspanne eine grosse Rolle.

Mängel in US-Studien
Die Forschenden vermuteten, dass die Zusammenhänge von Menopause und Depressionen in den US-Studien aufgrund methodischer Mängel hergestellt wurden. Denn oftmals wurde ein statistisch unzulässiges Verfahren angewendet, welches als Dichotomisierung bezeichnet wird. Dabei wird eine künstliche Zweiteilung dimensionaler Masse vorgenommen und durch einen willkürlich gesetzten Grenzwert eine Gruppe in depressiv und die andere in nicht-depressiv eingeteilt. Gemäss der statistischen Literatur führt diese problematische Vereinfachung zu schweren Verzerrungen und falschen Zusammenhängen.

Die Forschenden untersuchten deshalb, ob die Dichotomisierung in ihrer Studie zu ähnlichen Befunden wie in den amerikanischen Ergebnissen führt. Und tatsächlich: Je nachdem, welcher Wert als Grenze gesetzt wurde, stellten die Forschenden einen vermeintlichen Zusammenhang zwischen Menopause und Depressionen fest. «Dieser irrtümliche Zusammenhang entstand also aufgrund methodischer Mängel», sagt ZHAW-Forscher Hengartner. «Dies könnte erklären, warum diverse amerikanische Studien fälschlicherweise einen Zusammenhang hergestellt haben».

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Claudia Gähwiler ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

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Ernte-Prophet: Heute ist Dein Siebenschläfer (Glis glis - Tag) -

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Wenn der Siebenschläfer den Sommer verpennt

Deutsche Wildtier Stiftung erklärt, was die Bucheckern-Ernte mit dem Langschläfer zu tun hat 
 
Gebannt blickt Deutschland auf das Wetter des heutigen  Montag, denn der 27. Juni ist der „Siebenschläfer-Tag“.

  • Und nach einer alten Bauernregel entscheidet sich heute, wie das Sommerwetter in den nächsten sieben Wochen wird. 

Meteorologen zucken über diese Prophezeiungs-Praxis mit den Schultern - und auch dem Siebenschläfer (Glis glis) ist die Regel völlig egal:

Er interessiert sich fast ausschließlich für Bucheckern. 

Ist die Ernte gut, verlässt er seine Schlafhöhle, schlägt sich den Bauch voll und zeugt Nachwuchs. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Mindestlohn für Langzeitarbeitslose  

Ist die Ernte schlecht, legt er sich gleich wieder hin. 

Ökologe Franz Hölzl vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde in Wien: „Wenn Siebenschläfer sich nicht sattfressen und fortpflanzen können, sind sie elf lange Monate inaktiv.“

Damit ist der Siebenschläfer einer der größten „Schlafmützen“ im Tierreich überhaupt.
  • Das nachtaktive, knapp hundert Gramm leichte Tier mit dem buschigen Schwanz, den großen dunklen Augen und den rundlichen Ohren ist also kein Wetter-, sondern eher ein Ernte-Prophet. 
  • Die säuerlich schmeckenden Bucheckern sind das Hauptnahrungsmittel der kleinen Bilche. 
Die kantigen Nüsse wachsen und reifen in einem verholzten Fruchtbecher heran.

Im Spätsommer platzen sie auf und setzen die Nüsse frei. 

„Die jungen Siebenschläfer brauchen diese fettreichen Samen“, sagt Peer Cyriacks, Biologe der Deutschen Wildtier Stiftung.

Der Nachwuchs wird Ende Juli bis August geboren und hat etwa acht Wochen Zeit, um sich genügend Fett für den Winter anzufressen.

„Dann geht es schon wieder ab in den langen, langen Winterschlaf.“

Das große Geheimnis: Niemand weiß schon jetzt, wie die Bucheckern-Ernte 2016 ausfällt – nur der kleine Langschläfer ahnt es.

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HIV-Neuansteckungen - hochsensitive Methode namens APTIMA ermöglicht Nachweis bei RNA-Kopien

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Studie ermöglicht erstmals Analyse der frühesten Phase einer HIV-Infektion

Die ersten Tage nach einer HIV-Infektion sind maßgeblich, denn durch die hohe Viruslast in dieser Phase ist die Gefahr einer Ansteckung für Sexualpartner extrem groß und außerdem werden in diesem Zeitraum die Weichen für den weiteren Verlauf der HIV-Infektion gestellt. 

DZIF-Wissenschaftler aus der Abteilung Infektionserkrankungen und Tropenmedizin der Universität München (LMU) und aus der Afrikanischen Partnerinstitution des DZIF in Tansania waren an einer prospektiven, multinationalen Studie beteiligt, die virologische und immunologische Veränderungen durch HIV untersucht hat – noch bevor klinische Symptome oder kommerzielle Tests auf eine HIV-Infektion hinweisen konnten.  

 RV 217-Studienorte in Afrika und Asien
RV 217-Studienorte in Afrika und Asien (c) M. Robb
 
Mehr als 2.000 Personen mit hohem Risiko einer HIV-Infektion wurden in Tansania, Kenia, Uganda und Thailand über mehrere Jahre zweimal wöchentlich auf eine neue HIV-Infektion untersucht. 
  • Eine spezielle, hochsensitive Methode namens APTIMA ermöglicht, HIV-Neuansteckungen schon bei sehr geringen Konzentrationen von circa 20 HIV-Ribonukleinsäure(RNA-)-Kopien pro Milliliter Plasma nachzuweisen.  
Insgesamt wurden durch diese Nachweismethode 112 Personen nur wenige Tage nach der Infektion mit dem HI-Virus identifiziert.

Die Studienergebnisse zu 50 Patienten dieser Kohorte wurden nun im New England Journal beschrieben. Bei diesen HIV-Infektionen im extrem frühen Stadium waren durchschnittlich fünf Tage vom letzten negativen bis zum ersten positiven Bluttest vergangen.

  • Eine Analyse derart früher Zeitpunkte nach der Ansteckung ist bislang einzigartig, da frühere Studien nur Patienten einschlossen, die bereits Symptome aufwiesen oder sich schon mehrere Wochen zuvor angesteckt hatten.

Langjährige internationale Kooperationen zahlen sich aus

„Die Durchführung dieser Studie war eine große Herausforderung“, sagt Dr. Inge Kroidl, klinische Forschungs-Koordinatorin der „RV 217“ genannten Studie in Tansania. „Wir hatten enorme Zweifel, ob diejenigen Studienteilnehmer, die sehr mobilen und teilweise stigmatisierten Hochrisikogruppen angehörten, wohl bereit dazu wären, an einer derart komplexen Studie teilzunehmen“. Die langjährige Kooperation des Münchener Tropeninstitutes unter Leitung von Prof. Michael Hoelscher mit dem Mbeya Medical Research Center in Süd-Tansania hatte in vorangegangen Studien die Basis für eine derartige Untersuchung gelegt. Auch in den drei weiteren Ländern bestanden langjährige Forschungserfahrungen des Studienleiters Dr. Merlin Robb, Walter Reed Army Institute of Research.

Akute Phase der HIV-Infektion gibt Aufschluss über die Immunabwehr

Informationen zur frühen Phase der HIV-Infektionen, die durch die aktuelle Studie gesammelt werden, dienen einem besseren Verständnis der Immunabwehr und sollen zu Optimierungen der Impfstrategien führen. Details über den Verlauf der HIV-Viruslast sowie zur Reaktion der Immunabwehr in der Akutphase der Infektion konnten die Wissenschaftler in der RV 217-Studie sammeln. So konnte erstmalig der Zeitraum zwischen Infektion und dem Höchstwert der Viruslast genauer beschrieben werden, in dem es zur Ausbreitung von Zelltypen kommt, die entscheidend für den weiteren Verlauf der HIV-Infektion sind2. Die Zeit vom ersten Nachweis der HIV-RNA bis zum Peak der Viruslast betrug im Mittel 13 Tage. Zwischen Maximalwert und dem Tiefstwert der Viruslast, dem sogenannten Set-Point, wurden wiederum 31 Tage gemessen.

  • Der weitere Krankheitsverlauf des HIV-infizierten Patienten wird vom Set-Point bestimmt, denn die Höhe der Viruslast bleibt nach Erreichen des Set-Points für eine lange Zeit gleich. 
  • Die Höhe der Viruslast zu diesem Zeitpunkt entscheidet über einen raschen oder eher langsamen Verlauf der HIV-Infektion. 
  • Der Set-Point wird in den ersten Tagen der HIV-Infektion definiert, und der Verlauf der chronischen HIV-Erkrankung über die nächsten Jahre wird in diesen ersten Tagen determiniert. Informationen über Interaktionen zwischen dem Immunsystem und dem Virus, die die Höhe des Set-Points beeinflussen könnten, sind daher von außerordentlicher Relevanz.

Ziel ist die Heilung von HIV

Die RV 217-Studie wurde 2009 begonnen und rekrutiert weiterhin Teilnehmer. Circa die Hälfte der neuinfizierten HIV-Patienten wurde während der akuten Phase antiretroviral behandelt. Der Vergleich von den früh behandelten Patienten mit den oben genannten 50 Patienten, die sich neu angesteckt hatten, erlaubt Schlüsse über mögliche Effekte dieser Therapie. In Zusatzstudien (RV 398 u.a.) werden innovative Therapiekonzepte z. B. mit monoklonalen Antikörpern getestet. „Langfristiges Ziel dieser Untersuchungen, die wir innerhalb des DZIF auch im Rahmen einer deutschen Kohorte verfolgen, ist es, Strategien zur Eliminierung der HI-Viren im Körper zu erreichen und durch eine frühe HIV-Therapie eine langfristige Remission, möglicherweise auch Heilung, der HIV-Infektion zu erreichen“, sagt Dr. Arne Kroidl, verantwortlich für die klinische HIV-Forschung an der DZIF International Clinical Trials Unit des Tropeninstitutes München.

Publikationen

1 Robb ML, Eller LA, Kibuuka H, et al.: Prospective Study of Acute HIV-1 Infection in Adults in East Africa and Thailand. N Engl J Med 2016;374:2120-30.
doi: 10.1056/NEJMoa1508952.

2 Eller MA, Goonetilleke N, Tassaneetrithep B, et al.: Expansion of Inefficient HIV-Specific CD8 T Cells during Acute Infection. J Virol 2016;90:4005-16.
doi: 10.1128/JVI.02785-15

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Dr. Arne Kroidl
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Heringe, Matjes: Parasiten, Salmonellen, Listerien...

Lebensmittel im Blickpunkt: Holländisch oder nordisch – die Unterschiede beim Matjes

Lebensmittelüberwachung kontrolliert regelmäßig Heringe auf Rückstände und Parasiten 
 
Mai, Juni und Juli sind Matjeszeit.  
  • Nur Heringe, die im Frühjahr gefangen und vorher noch nicht gelaicht haben, erreichen einen Fettgehalt von mindestens 12 Prozent im essbaren Teil und können so zu Matjes verarbeitet werden. 
Hauptfanggebiete für Matjes, die auf den deutschen Markt kommen, sind der Nordostatlantik und die westliche Ostsee. 

Ein „holländischer Matjes“ muss nicht vor den Niederlanden gefangen worden sein. 

Die Handelsbezeichnung weist nämlich nicht auf die Herkunft, sondern auf die Herstellungsweise hin.

  • Als Matjesheringe dürfen nach den Leitsätzen des Deutschen Lebensmittelbuches gesalzene Fische bezeichnet werden, die aus frischen oder tiefgefrorenen Heringen hergestellt werden, deren Fettgehalt im essbaren Anteil mindestens 12 Prozent beträgt. 

Im Handel wird sowohl „echter“ oder „holländischer“ als auch „nordischer“ Matjes angeboten.

  • Beim „echten“ oder „holländischen“ Matjes werden alle Eingeweide bis auf die Bauchspeicheldrüse entfernt. 
  • Die natürliche Reifung erfolgt durch körpereigene Enzyme und die Zugabe von Salz und führt so zu einem charakteristischen Aroma sowie einer zarten Konsistenz. 

Darüber hinaus werden „holländische“ Matjes in der Regel als Doppelfilets an einer Schwanzflosse angeboten.

Bei Matjes „nordischer Art“ erfolgt eine Schnellreifung unter Zusatz von Salz, technologischen Enzymen und zum Teil auch Farb- und Konservierungsstoffen.

Dieses Produkt wird in der Regel zu günstigeren Preisen angeboten als der naturgereifte Matjes und ist bei Kühlung länger haltbar.

Verbraucher können „nordischen“ Matjes daran erkennen, dass er eine durchgängig rosa oder violette Färbung aufweist und die Struktur des Fischmuskelfleisches fester ist.

Die Identität und Herkunft des Matjes können Verbraucher sowohl bei vorverpackter Ware als auch bei Abgabe loser Ware über den Ladentisch einfach nachvollziehen. 

Frischer Fisch muss unter anderem mit der Handelsbezeichnung der Art, dem wissenschaftlichen Namen, der Produktionsmethode, dem Fanggebiet und der Fanggerätekategorie gekennzeichnet sein.

Maßnahmen gegen Parasiten

  • Fisch, der roh weiterverarbeitet wird, ist immer besonders anfällig für mikrobielle Belastungen. 
Daher schreibt die EU-Hygieneverordnung detaillierte Anforderungen an die Herstellung sowie die Weiterverarbeitung von Heringen vor, die roh oder fast roh verzehrt werden. So müssen Heringe vor der Weiterverarbeitung zum Schutz vor Parasiten, wie etwa Fadenwürmer (Nematoden), die auch den Menschen befallen können, über einen Zeitraum von mindestens 24 Stunden bei einer Temperatur von unter -20 °C eingefroren werden. Die Lebensmittelüberwachungsbehörden der Bundesländer kontrollieren regelmäßig Matjesheringe auf das Vorkommen sowohl von Parasiten als auch von Keimen wie Salmonellen oder Listerien.

Auch die Belastung mit chemischen Kontaminanten wie Dioxine/PCB, Perfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), Bromierte Flammschutzmittel oder Schwermetalle wird regelmäßig untersucht – so im Rahmen des bundesweiten Programms Monitoring, das vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) koordiniert und veröffentlicht wird.

Im aktuellen Monitoringjahr 2016 ist Hering wieder Bestandteil des Warenkorbs. Die Ergebnisse der bisherigen Monitoring-Untersuchungen zeigen, dass die untersuchten Heringe, die für den deutschen Markt in der Regel aus Fanggebieten des Nordostatlantiks sowie der westlichen Ostsee stammen, grundsätzlich nur gering mit Kontaminanten belastet sind.

Hintergrundinformation
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist eine eigenständige Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Das BVL ist für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, Tierarzneimitteln und gentechnisch veränderten Organismen in Deutschland zuständig. Im Bereich der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit übernimmt es umfassende Managementaufgaben und koordiniert auf verschiedenen Ebenen die Zusammenarbeit zwischen dem Bund, den Bundesländern und der Europäischen Union. In der Rubrik „Lebensmittel im Blickpunkt“ stellt das BVL regelmäßig Informationen zu bestimmten Lebensmitteln zusammen.

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Nina Banspach Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)




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Die Grillsaison - und Deine Stuhlprobe: Salmonellen- und Campylobacter Fälle

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Vorsicht in der Grillsaison

Studie weist Zusammenhang zwischen Temperaturanstieg und Magen-Darm-Erkrankungen nach. 
 
  • Wenn im Frühjahr die Temperaturen steigen, nehmen auch Magen-Darm-Infektionen zu – ein Zusammenhang, der für Deutschland bislang nicht wissenschaftlich belegt war. 

Forscher aus dem Institut für Lebensmittequalität und -sicherheit der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) untersuchten zusammen mit Wissenschaftlern aus der amtlichen Lebensmittelüberwachung das Auftreten verschiedener Erreger im Jahresverlauf in Abhängigkeit von der Temperatur und veröffentlichten ihre Ergebnisse jetzt im Fachmagazin Scientific Reports.

  • Salmonellen und Campylobacter gehören weltweit zu den häufigsten Erregern bakterieller Durchfallerkrankungen. 
In Europa wurden im Jahr 2013 215.000 Campylobacter- und 85.000 Salmonellen-Fälle bekannt.

Beide Infektionen sind meldepflichtig – Ärzte müssen die Fälle an das zuständige Gesundheitsamt berichten.

Das Robert Koch-Institut in Berlin fasst die gemeldeten Fälle zusammen. Für ihre Studie nutzten die TiHo-Wissenschaftler diese Daten und setzten sie in Beziehung zu den Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes. Sie konzentrierten sich dabei exemplarisch auf Krankheitsfälle, die von 2001 bis 2004 für die Städte München und Berlin sowie für drei ausgewählte ländliche Gebiete in Nordschwaben gemeldet wurden. Insgesamt betrug die Studienperiode 212 Wochen.

Die statistischen Berechnungen zeigten, dass mit einer steigenden Temperatur die Salmonellen- und Campylobacter-Fälle mit einer etwa fünfwöchigen Verzögerung zunahmen. 

„Aus früheren Studien war bereits bekannt, dass die Erkrankungen vermehrt vom Frühjahr bis zum Herbst auftreten – ein Bezug zur Temperatur wurde aber noch nie hergestellt“, erklärt Professor Dr. Günter Klein, Leiter des Instituts für Lebensmittelqualität und -sicherheit.

Die fünfwöchige Verzögerung ist nur ein ungefährer Wert, weil die Infektionen in der Regel mit einer Verzögerung gemeldet werden. Außerdem sind der Infektionszeitpunkt und die Inkubationsdauer der gemeldeten Fälle nicht bekannt. Leider werden – trotz der Meldepflicht – nicht alle Salmonellen- und Campylobacter-Infektionen erfasst: 

  • Die meisten Betroffenen gehen mit einer Durchfallerkrankung nicht zum Arzt. Außerdem werden in vielen Fällen keine Stuhlproben genommen, sodass der Erreger gar nicht bestimmt wird.

Salmonellen und Campylobacter können über Lebensmittel tierischen Ursprungs wie Eier, Milch oder Fleisch übertragen werden. 

Der Anstieg von Salmonellenerkrankungen im Sommer wird häufig mit dem Beginn der Grillsaison erklärt.

  • Um Magen-Darm-Erkrankungen vorzubeugen, ist es wichtig das Fleisch gut durchzugaren. Außerdem ist es wichtig, Lebensmittel tierischen Ursprungs kühl aufzubewahren. Werden Fleisch, Eier oder Milchprodukte nicht richtig gelagert, können sich die Salmonellen auf den Produkten gut vermehren.

Bei Campylobactern ist die richtige Lagerung nicht so entscheidend, da die Bakterien sich nach dem heutigen Wissenssstand nicht auf Lebensmitteln vermehren können. 

Da die Bakterien von Frühling bis Herbst vermehrt in Tierhaltungen – vor allem in Geflügel – zu finden sind, vermuten die Forscher hier einen Zusammenhang zu den Campylobacter-Erkrankungen beim Menschen.

Günter Klein sagt: „Der Zusammenhang zwischen diesen Lebensmittelinfektionen und der Temperatur kann genutzt werden, um die Lebensmittelsicherheit zu erhöhen. 

Zum Beispiel durch eine aufmerksamere Überwachung in solchen Zeiten.“

Die Originalpublikation

Association between the ambient temperature and the occurrence of human Salmonella and Campylobacter infections
Josef Yun, Matthias Greiner, Christiane Höller, Ute Messelhäusser, Albert Rampp, Günter Klein
Scientific Reports, DOI:10.1038/srep28442

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360° TOP-Thema: Takotsubo-Kardiomyopathie - Stress-Kardiomyopathie oder „Broken Heart-Syndrom

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Takotsubo-Kardiomyopathie: Wenn Stress das Herz aus dem Takt bringt

Atemnot, Brustenge und Schmerzen im Oberkörper: 

Die Symptome der Takotsubo-Kardiomyopathie, auch Stress-Kardiomyopathie oder „Broken Heart-Syndrom“ genannt, gleichen denen eines Herzinfarkts. 

Am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden untersucht das Autonome und Neuroendokrinologische Funktionslabor der Klinik für Neurologie in Zusammenarbeit mit der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie und dem Herzzentrum Dresden jene Risikofaktoren, die das Entstehen der Erkrankung begünstigen. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema Link: Pulsoxymetrie-Screening 

Denn anders als beim Herzinfarkt sind nicht verstopfte Arterien für die Beschwerden verantwortlich, sondern ein Überschuss an Stresshormonen, sogenannten Katecholaminen. 
 Bei der Takotsubo-Kardiomyopathie erweitert sich die linke Herzkammer ballonartig und es treten herzinfarktähnliche Beschwerden auf.
Bei der Takotsubo-Kardiomyopathie erweitert sich die linke Herzkammer ballonartig und es treten herzinfarktähnliche Beschwerden auf. Uniklinikum Dresden
 
  • In vielen Fällen lässt sich dieser erhöhte Anteil auf eine emotionale oder physische Ausnahmesituation zurückführen, die unmittelbar vor der Takotsubo-Kardiomyopathie aufgetreten ist. 

Um herauszufinden, warum einzelne Patienten so intensiv auf Stresssituationen reagieren, werden im Rahmen einer Studie jetzt Vergleichsdaten gesunder Frauen im Alter von 65 bis 80 Jahren sowie gesunder Männer zwischen 35 und 50 Jahren erhoben. 

Interessierte erhalten neben einer Aufwandsentschädigung auch ihre im Rahmen der Studie erhobenen Gesundheitsdaten.

Die Takotsubo-Kardiomyopathie wurde erstmals 1990 von japanischen Wissenschaftlern beschrieben. Trotz intensiver Forschungsbemühungen um ein besseres Verständnis der Erkrankung, ist bisher wenig über die Ursachen bekannt. 

Die Patienten leiden unter vielfältigen Bewegungsstörungen des Herzmuskels und einer eingeschränkten Pumpfunktion der linken Herzkammer.

Im Herzecho der Betroffenen zeigt sich ein charakteristisches Bild mit einer teilweise ballonartigen Aufweitung der linken Herzkammer ähnlich der japanischen Tintenfischfalle „Takotsubo“, nach der das Krankheitsbild heute benannt ist.

Ein Großteil der Patienten, von denen etwa 80 Prozent Frauen sind, übersteht das sogenannte „Broken-Heart-Syndrom“ zunächst ohne größere gesundheitliche Schäden. „Doch Langzeitbeobachtungen zeigen, dass Frauen und Männer, die an einer Takotsubo-Kardiomyopathie leiden, anfälliger für Folgeerkrankungen des Gehirns und des Herzens sind“, betont Dr. Manja Reimann vom Autonomen und Neuroendokrinologischen Funktionslabor am Uniklinikum Dresden.  

„Obwohl sich die Herzfunktion bei den meisten Patienten innerhalb von Tagen normalisiert, entwickelt etwa jeder fünfte Patient während der ersten Tage nach dem Anfall ernste Komplikationen wie etwa einen Anriss der Herzkammer, Bildung von Blutgerinnseln oder lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen.

In seltenen Fällen kann die Erkrankung deshalb sogar zum Tod führen“, weiß Dr. Manja Reimann.

Obwohl Wissenschaftler nur ansatzweise verstehen, wie die Erkrankung entsteht, vermuten die Fachleute, dass das autonome Nervensystem eine Schlüsselrolle in der Krankheitsentstehung spielt, da dieses für die Ausschüttung von Stresshormonen - sogenannten Katecholaminen – verantwortlich ist.
  •  Katecholamine sind unter anderem an der Regulation von Herzfunktion und Blutdruck insbesondere unter Stressbedingungen beteiligt. 
Doch bisher ist unklar, warum es zu einer massiven Anreicherung der Stresshormone im Herzen der Betroffenen kommt. Diese Frage sollen die Forschungen von Dr. Manja Reimann und ihren Kollegen beantworten.

Die Dresdner Wissenschaftler vermuten, dass Patienten mit Takotsubo-Kardiomyopathie eine erworbene neurobiologische Empfindsamkeit gegenüber Stressreizen aufweisen, die vergleichbar mit denen von Patienten mit Panikstörungen ist.

  • In Analogie zur Takotsubo-Kardiomyopathie werden während einer Panikattacke massiv Stresshormone freigesetzt, vermutlich als Folge einer über Jahre entwickelten Überforderung der körpereigenen Stresssysteme.

Um genauere Erkenntnisse über die Verbindung zwischen Panikstörungen und Herzerkrankungen zu gewinnen, werden neben Patienten mit Takotsubo-Kardiomyopathie auch gesunde Probanden und Patienten mit Panikstörung, die nicht unter chronischen Krankheiten leiden, in die Studie miteinbezogen. 

„Um die körperlichen und mentalen Reaktionen auf Stress zu untersuchen, durchlaufen die Teilnehmer an zwei Untersuchungsterminen verschiedene Stresstests. 
  • Ein Teil der in dieser Studie angewandten Untersuchungsmethoden wird routinemäßig eingesetzt, um in der Klinik für Neurologie Schwindel, unklare Bewusstlosigkeit und Herzstolpern abzuklären. 
Damit stellen die Methoden eine sinnvolle diagnostische Ergänzung zur Abklärung somatischer Beschwerden bei Angstzuständen dar“, erklärt Dr. Manja Reimann. 

Die erhobenen Daten zur Stressreaktion der gesunden Kontrollgruppe vergleichen die Wissenschaftler anschließend mit jener Reaktion der Stress-Kardiomyopathie-Patienten und mit jenen, die unter Panikstörungen leiden. 

  • Die Teilnahme an der Studie wird mit einer Aufwandsentschädigung von 150 Euro vergütet. Bereits 2017 soll sie erste Ergebnisse zur „Takotsubo-Kardiomyopathie“ liefern.

Kontakt für Studienteilnehmer

.Interessierte können sich unter Telefon 0351 / 458 -3859 sowie E Mail anf@uniklinikum-dresden.de für die Studie anmelden

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Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Neurologie
Autonomes und Neuroendokrinologisches Funktionslabor (ANF-Labor) Dresden
Dr. Manja Reimann
Tel. 0351/ 458 38 62
E-Mail: manja.reimann@uniklinikum-dresden.de
Holger Ostermeyer Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

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360° TOP-Thema: Fuchsbandwurm - alveoläre Echinokokkose - Serum-Antikörper-Test und Ultraschall

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Fuchsbandwurm-Infektion mit Ultraschall frühzeitig erkennen

  • Eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm ist eine unter Umständen lebensbedrohliche Erkrankung. 
Wer direkten Kontakt mit einem infizierten Tier hat, oder bei Wald- oder Gartenarbeit mit dessen Kot in Berührung kommt, kann die Eier des Parasiten aufnehmen und sich so infizieren. 

Damit Ärzte die seltene „alveoläre Echinokokkose“ richtig erkennen, haben Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) nun eine Ultraschall-Klassifikation für die Leber entwickelt, der ersten Station des Parasiten im menschlichen Körper. 
 
  • In Deutschland gilt die Schwäbische Alb als Hochburg des Fuchsbandwurms. 

Hier tragen bis zu 70 Prozent der Füchse den Parasiten in sich. Aber auch in Bayern ist der Erreger verbreitet und selbst im nördlichen Hamburg wiesen Amtstierärzte kürzlich bei zwei Füchsen den Parasiten „Echinococcus multilocularis“ nach.

Doch obwohl der Fuchsbestand – und mit ihm die Verbreitung des Fuchsbandwurms – zunimmt, sind Infektionen beim Menschen selten: 25 bis 40 Neuerkrankungen registrieren die Behörden jährlich. „Selbst wenn wir davon ausgehen, dass nur etwa jede dritte Infektion gemeldet wird, ist die Zahl insgesamt sehr niedrig“, sagt Professor Dr. med. Wolfgang Kratzer, Leiter des Sonografiezentrums an der Klinik für Innere Medizin I der Universität Ulm und ergänzt: „Nur wenige Menschen kommen überhaupt mit dem Erreger in Kontakt und von diesen erkrankt auch nicht jeder“.

  • Finden die Eier des Fuchsbandwurms jedoch ihren Weg in den Körper, kann die alveoläre Echinokokkose einen schweren Verlauf nehmen: 
  • Nachdem sie zunächst in die Leber gelangen, befallen die Larven im Laufe der Jahre auch andere Organe, wie Gehirn, Herz oder Lunge. 

Ihre bläschenartigen Zysten zerstören dort Gewebe. Unbehandelt sterben etwa 95 Prozent der Erkrankten. "Die frühe Diagnose ist deshalb so wichtig“, betont Kratzer. Genau diese ist allerdings schwierig: erst nach fünf bis 15 Jahren entwickeln die Patienten Symptome wie Bauchschmerzen oder Gelbsucht und gehen damit zum Arzt.

„Mit einem Serum-Antikörper-Test und einer Ultraschalluntersuchung der Leber ließe sich die Echinokokkose schon deutlich früher nachweisen“, erklärt Kratzer.

„Da die Krankheit so selten ist, machen Früherkennungsuntersuchungen aber allenfalls Sinn, wenn – wie etwa bei Jägern – ein konkretes Risiko besteht.“

Der Ulmer Arzt setzt sich dafür ein, das Wissen über die Diagnostik der Echinokokkose zu verbreiten: 

„Ärzte, die die Leber mittels Ultraschall untersuchen, sollten wissen, wie die typischen Schäden aussehen.

Das erhöht die Chancen, dass die Erkrankung als Zufallsbefund zu Tage tritt“, so der DEGUM-Experte. Eine neue Klassifikation, die Kratzer gemeinsam mit Kollegen entwickelt hat, kann dazu beitragen, dass auch weniger erfahrene Mediziner die Auffälligkeiten richtig erkennen. Anhand der Ultraschallaufnahmen von insgesamt 185 Fuchsbandwurm-Patienten hatte das Team die Erscheinungsbilder der Leberläsionen in fünf Gruppen eingeteilt.  

„Bei 70 Prozent zeigt sich der ‚Hagelschauer-‘ oder ‚Pseudozysitische Typ‘“ so Kratzer. Seltener sind die drei anderen Varianten.

Um die Krankheit zu behandeln, entfernen Chirurgen zunächst die Infektionsherde – wenn möglich komplett.

Außerdem verordnen die Ärzte Wirkstoffe, die den Stoffwechsel der Parasiten stören.

  • Wer vorbeugen will, sollte Hund und Katze regelmäßig entwurmen und sich nach dem Kontakt mit den Tieren die Hände waschen. 

Dies ist auch nach Erdarbeiten im Wald, Garten oder Feld ratsam.

Die Gefahr, die von gesammelten Waldbeeren ausgeht, ist indes eher gering.

„Die meisten unserer Patienten sind Hundehalter oder Landwirte“, berichtet Kratzer.

Wer ganz sicher gehen will, sollte gesammelte Waldbeeren gut waschen oder Marmelade daraus kochen:

bei 60 Grad Celsius sterben die Eier des Fuchsbandwurms ab.

Literatur:
Kratzer W. et al.: Proposal of an ultrasonographic classification for hepatic alveolar echinococcosis: Echinococcosis multilocularis Ulm classification-ultrasound
World J Gastroenterol 2015 November 21;21(43): 12392-12402

Über die DEGUM
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint rund 10 000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. DEGUM zertifizierte Ärzte finden Patienten im Internet unter: http://www.degum.de.


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Krankhafte Müdigkeit: Gleichstromstimulation

Medizin am Abend Berlin Fazit: Stromtherapie vertreibt Müdigkeit

Schwache Elektrostimulation des Gehirns reduziert das Schlafbedürfnis / Therapieansatz bei krankhafter Müdigkeit aufgrund von Hirnschädigungen vielversprechend / Erster Patient erfolgreich behandelt 

Über je zwei Elektroden auf der Stirn und am Hinterkopf wird schwacher Gleichstrom durchs Gehirn geleitet. Lediglich das An- und Abschalten des Stroms ist als leichtes Kribbeln spürbar.Über je zwei Elektroden auf der Stirn und am Hinterkopf wird schwacher Gleichstrom durchs Gehirn geleitet. Lediglich das An- und Abschalten des Stroms ist als leichtes Kribbeln spürbar.
Universitätsklinikum Freiburg

  • Eine leichte Elektrostimulation des Gehirns verringert das Schlafbedürfnis und steigert die Wachheit. 

Das haben jetzt Forscherinnen und Forscher des Universitätsklinikums Freiburg nachgewiesen. Sie führten bei gesunden Probanden vor der Nachtruhe eine transkranielle Gleichstromstimulation durch, bei der ein sehr schwacher Strom durch den Schädel geleitet wird. Im Schnitt benötigten die Probanden dadurch 25 Minuten weniger Schlaf pro Nacht als ohne Stimulation.

  • Die nicht-invasive Methode könnte sich gut für Patienten eignen, deren Schlafbedürfnis nach einem Schlaganfall oder einer anderen Hirnschädigung stark erhöht ist. 

Einen ersten Patienten haben die Ärzte bereits erfolgreich behandelt. Neben der klinischen Anwendung gibt die Studie überraschende Hinweise über das Zusammenspiel unterschiedlicher Hirnareale auf den Schlafprozess. Die Freiburger Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse am 1. Juni 2016 online im Fachmagazin Neuropsychopharmacology der Nature-Gruppe.

Mögliche Therapie bei extremem Tagschlafbedürfnis

„Bei den Probanden hat die Gleichstromstimulation das Schlafbedürfnis deutlich verringert, ohne dass negative Effekte auf Konzentration, Wachheit und Gedächtnisbildung aufgetreten sind“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Christoph Nissen, Ärztlicher Leiter des Schlaflabors an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg.

  • Grundlage dafür, dass Menschen sich wach und ausgeschlafen fühlen, ist eine ausgewogene hohe Aktivierbarkeit des Gehirns. Diese wird durch sogenannte Arousalprozesse im Gehirn gesteuert und lässt sich mit einem Elektroenzephalogramm messen.
  • Bei Patienten mit Parkinson, chronischer Depression und Hirnschädigungen, etwa nach einem Schlaganfall, sind diese Arousalprozesse oft verringert, was ein extrem großes Schlafbedürfnis zur Folge haben kann. 

Bei vielen Patienten führen die gängigen Therapieverfahren, wie Aktivierungsprogramme und Medikamente, nicht zu einer ausreichenden Besserung. „Für diese Patienten könnte die Elektrostimulation in Zukunft eine wirksame und gut verträgliche Behandlungsart sein“, sagt Prof. Nissen. Eine entsprechende Therapie ließe sich sogar zuhause durchführen. Die Ergebnisse der experimentellen Studie müssen vor einer breiteren klinischen Anwendung noch weiter auf Wirksamkeit und Sicherheit des Verfahrens untersucht werden.

Einblicke in die Steuerung grundlegender Schlafprozesse

Neben der direkten klinischen Anwendung gibt die Studie auch wichtige Hinweise auf die Steuerung von Schlafprozessen im Allgemeinen. Bislang lagen nur tierexperimentelle Daten vor, dass lokale Aktivitätsänderungen der Großhirnrinde die Schlafdauer beeinflussen. Die Freiburger Forscher fanden nun heraus, dass eine Veränderung in der Aktivität der Großhirnrinde auch beim Menschen den Schlafprozess verändern kann. „Unsere Ergebnisse sprechen dafür, dass es einen Informationsweg aus der Großhirnrinde in tiefer liegende Bereiche des Gehirns gibt, die den Schlaf steuern“, sagt Prof. Nissen.

Für ihre Studie untersuchten die Ärzte und Wissenschaftler um Prof. Nissen 19 Probandinnen und Probanden in jeweils fünf Nächten im Schlaflabor. Die Probanden erhielten vor dem Schlafengehen entweder eine Scheinstimulation oder eine zweimal 13 Minuten dauernde Elektrostimulation mit einer Stromstärke von zwei Milliampere. Bei der transkraniellen Gleichstromstimulation wird ein sehr schwacher, gleichmäßiger Stromfluss durch das Gehirn geleitet. Dafür werden an Stirn und Hinterkopf der Probanden je zwei Elektroden platziert. Die Stimulation selbst ist nicht spürbar, lediglich das An- und Ausschalten des Stroms wird leicht wahrgenommen.

Die Stimulation führte im Schnitt zu einer Verringerung der Gesamt-Schlafdauer um 25 Minuten (Schlafdauer nach Stimulation: 387 Minuten; ohne Stimulation: 412 Minuten). Weder in psychologischen Tests noch in ihrer Selbsteinschätzung zeigten die Probanden einen Unterschied zu Vergleichspersonen. Auch die Schlafarchitektur, also die Zusammensetzung von Leicht-, Tief- und REM-Schlaf, die für die nächtliche Verarbeitung von Informationen wichtig ist, blieb unverändert.

Patient erfolgreich behandelt

Bei einem chronisch müden Patienten konnten die Ärzte die Wirksamkeit der Methode bereits nachweisen. Der Mann hatte nach einem Bienenstich einen anaphylaktischen Schock erlitten und musste reanimiert werden. In Folge litt er zehn Jahre lang unter extremer Tagesmüdigkeit. Auf bisher verfügbare Therapien sprach er nicht an. Im Abstand von einem Monat wurde er an jeweils drei Tagen mit einer transkraniellen Elektrostimulationen behandelt. Bereits kurz darauf sank sein Tagschlafbedürfnis von 3,5 Stunden an vier Tagen pro Woche auf 2,5 Stunden an weniger als zwei Tagen. „Natürlich handelt es sich um eine Einzelbeschreibung, die sich nicht einfach verallgemeinern lässt. Aber die Verbesserung, die der Patient dadurch nach vielen weitgehend erfolglosen Therapien erfahren hat, lässt die Weiterentwicklung aussichtsreich erscheinen“, sagt Prof. Nissen.

Originaltitel der Arbeit: Modulation of total sleep time by transcranial direct current stimulation (tDCS)

DOI: 10.1038/npp.2016.65

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Diabetischer Fuß und der Wundverschluss

Medizin am Abend Berlin Fazit:  HBO bei diabetischem Fuß: Anhaltspunkt für Nutzen beim Wundverschluss

Wunden können mit zusätzlicher HBO besser heilen / Bei anderen Therapieaspekten aber keine Vorteile 
 
Wenn Menschen mit einem sogenannten diabetischen Fußsyndrom zusätzlich zur konventionellen Behandlung eine Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) bekommen, kann das die Wundheilung begünstigen.

Allerdings ist die Aussagesicherheit der verfügbaren Studienergebnisse eingeschränkt.

Bei anderen für Patientinnen und Patienten maßgeblichen Therapieaspekten zeigen sie zudem weder Anhaltspunkte für einen Nutzen noch für einen Schaden. Zu diesem Ergebnis kam der am 2. Juni 2016 veröffentlichte Abschlussbericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Diabetischer Fuß kann Amputation erfordern

Ist bei Menschen mit Diabetes mellitus der Blutzuckerspiegel über viele Jahre zu hoch, kann dies die Blutgefäße schädigen. Dadurch werden die Extremitäten, also Arme und Beine, nicht mehr ausreichend durchblutet und das Schmerzempfinden ist vermindert (Polyneuropathie). Kleinere Wunden, die bei Menschen mit Diabetes ohnehin schlecht heilen, werden deshalb häufig erst spät bemerkt. Das gilt vor allem dann, wenn sie, wie an den Füßen, schlecht sichtbar sind.

Kommt eine Infektion hinzu oder stirbt das Gewebe ab (Nekrose), kann es beim sogenannten diabetischen Fußsyndrom (DFS) im schlimmsten Fall sein, dass der Fuß ganz oder teilweise amputiert werden muss.

Zusätzlicher Sauerstoff soll Durchblutung des Gewebes verbessern

  • Eine HBO wird zusätzlich zur herkömmlichen Wundversorgung empfohlen, wenn alle Möglichkeiten, das Gewebe zu revaskularisieren, also wieder ausreichend mit Blut zu versorgen, gescheitert sind und eine Amputation droht.

Bei einer HBO sitzen die Patientinnen oder Patienten in einer speziellen Kammer und atmen dort unter erhöhtem Luftdruck meist reinen Sauerstoff ein. Dies soll das Blut mit Sauerstoff anreichern und eine bessere Sauerstoffversorgung auch des Wundgebiets fördern.

Ergebnissicherheit der meisten Studien gering

Insgesamt konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neun randomisierte kontrollierte Studien in ihre Bewertung einbeziehen. Allerdings sind darunter nur zwei Studien, die ein niedriges Verzerrungspotenzial haben und deren Ergebnisse deshalb mit größerer Sicherheit interpretiert werden können. Bei den übrigen fehlten in den Publikationen häufig genaue Angaben, wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu den jeweiligen Gruppen zugeteilt wurden, und die Studien waren meist nicht verblindet.

Studien schließen unterschiedliche Patienten ein

Hinzu kommt, dass die Studien sehr unterschiedliche Patientinnen und Patienten eingeschlossen hatten. Das betraf unter anderem die Schwere der Erkrankung. Aber auch in Hinblick auf den Auswertungszeitpunkt gab es zwischen den Studien zum Teil große Abweichungen. Dies könnten wesentliche Gründe dafür sein, dass die Ergebnisse der Studien bei einzelnen Therapieaspekten sehr heterogen waren - andere Ursachen lassen sich aber nicht ausschließen.

Maßgebliche Studien kommen zu diskrepanten Ergebnissen

Mit ausreichender Sicherheit interpretierbar sind die Ergebnisse zum Endpunkt Wundverschluss. Hier zeigt die Zusammenfassung der Daten einen Vorteil der HBO gegenüber der Kontrollgruppe. Denn im HBO-Arm war die Chance auf einen Wundverschluss fast doppelt so hoch wie im Vergleichsarm. Das IQWiG sieht deshalb hier einen Anhaltspunkt für einen Nutzen der HBO.

In ihrem Vorbericht waren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch von einem Beleg ausgegangen. In den Abschlussbericht konnten sie jedoch eine weitere Studie einbeziehen, die erst im Januar 2016 vollständig publiziert worden war. Nun gibt es zwar nicht nur eine, sondern zwei Studien mit niedrigem Verzerrungspotenzial. Allerdings kommen diese beiden Studien zu diskrepanten Ergebnissen beim Wundverschluss. Das IQWiG hat deshalb die Aussagesicherheit im Abschlussbericht von einem Beleg auf einen Anhaltspunkt herabgestuft.

Entweder keine Daten oder keine relevanten Gruppenunterschiede

Für keinen der übrigen patientenrelevanten Endpunkte gibt es einen Anhaltspunkt für einen Nutzen. Dafür gibt es zwei Gründe: Entweder die Studien enthielten keine Daten. Das trifft zu auf die Zielkriterien Schmerz, Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Abhängigkeit von Fremdhilfe oder Pflegebedürftigkeit.

Oder die einbezogenen Studien enthielten zwar verwertbare Daten, diese zeigen aber keine relevanten Unterschiede zwischen der herkömmlichen Therapie ohne HBO und der mit einer ergänzenden HBO. Das gilt nicht nur für die Zielkriterien Sterblichkeit, gesundheitsbezogene Lebensqualität und Dauer des Klinikaufenthalts, sondern auch für die Notwendigkeit einer Amputation.

Kein Anhaltspunkt für einen Schaden

Zugleich gibt es aber auch keinen Anhaltspunkt für einen Schaden der zusätzlichen HBO in Form von unerwünschten Wirkungen. Insgesamt ist die Rate von Komplikationen in beiden Gruppen vergleichbar, weshalb die HBO als sicher gilt.

Zum Ablauf der Berichtserstellung

Die vorläufigen Ergebnisse, den sogenannten Vorbericht, hatte das IQWiG im Mai 2015 veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. Nach dem Ende des Stellungnahmeverfahrens wurde der Vorbericht überarbeitet und als Abschlussbericht im April 2016 an den Auftraggeber versandt. Die eingereichten schriftlichen Stellungnahmen werden in einem eigenen Dokument zeitgleich mit dem Abschlussbericht publiziert. Der Bericht wurde gemeinsam mit externen Sachverständigen erstellt. 

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